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Ausstellung und Lesung – Elmar Schenkel in Bad Münder

Ausstellung und Lesung – Elmar Schenkel in Bad Münder

Samstag, 23. Juni 2012

Seine Frisur ähnelt der von Gipfelstürmer Reinhold Messner, doch der Anglistik-Professor Elmar Schenkel, obgleich gleichfalls weit gereist, erklimmt vor allem die Gipfel des Geistes. Schenkel, der seit 20 Jahren in Leipzig lehrt und dort das Studium Universale leitet, war eigens aus der Sachsenmetropole nach Bad Münder gekommen, um anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung mit zehn seiner Bilder aus seinem vor kurzem in der Münderaner „Leibniz-Bücherwarte“ erschienenen Buch „Zahlen und Gärten“ zu lesen.

Bild: Plädoyer für die Rettung der Sinne – von li.: Gabrielle Spaeth, Elmar Schenkel und Marianne Clemens

„Meine Verlegerin Gabrielle Spaeth hat mich auf Leibniz gestoßen“, erinnert sich Schenkel. „Viele meiner Kollegen und ich kannten das Universalgenie nur vom gleichnamigen Keks her“, gesteht der Gelehrte. „Aber je mehr ich erfahren habe, desto interessanter ist Leibniz geworden. Er hat sich für mich zu einem Schlüssel für die moderne Welt entwickelt.“ Das Wichtigste? Ganz sicherlich Leibniz´ Entdeckung des (wohl von den Chinesen übernommen) Binär-Zahlensystems, der Grundlage der modernen digitalen Welt.

Den Literaturexperten, Autor und Maler Elmar Schenkel hat die Inhaberin des Münderaner Ein-Frau-Verlages „Leibniz-Bücherwarte“, Gabrielle Spaeth, an den Deister geholt. „Ich kenne Elmar seit meiner Zeit als Buchhändlerin in Soest, wo wir ihn als sehr wachen Schüler immer dazu missbrauchten, Neuerscheinungen zu bewerten“, erzählt Spaeth. Im gut besuchten Foyer des Martin-Schmidt-Konzertsaals las Schenkel – jeweils unterbrochen durch Musik des Münderaner Familien-Ensembles Alexander Simko – aus seiner fiktiven Begegnung zwischen dem großen Leibniz und Hugo Kükelhaus. Der stammte ebenfalls aus Soest und gilt als Erfinder der „Wahrnehmungsfelder“ und Kritiker moderner Architektur. Schon Mitte des 20 Jahrhunderts habe Kükelhaus vor einer „Verlagerung der sinnlichen Erlebens ins Virtuelle“ gewarnt. „Und er hat Recht behalten“, so Schenkel, „erscheint uns heute im digitalen Zeitalter der Fahrplan meist wichtiger als der Zug selbst.“ Es gehe im Dialog zwischen Leibniz und Kükelhaus daher um nichts Geringeres als „die Rettung der Sinne“. Keine Frage, dass Schenkel am Nachmittag auch den Bakeder „Pfad der Sinne“ besucht hatte.

Sinnlichkeit verströmt auch Schenkels Malerei. Sie stammt aus den vergangenen drei Jahren, und ist für das Multitalent „ein Auszug aus der Welt der Worte und des Denkens.“ Auch Gabrielle Spaeth stellt fest: „Elmar malt, um sein Gehirn zu entlasten.“ Die Stimmungen, die aus Bildern wie „Heiliger Hügel“, „Gang zum Meer“ oder „Dresden“ atmen, beeindruckten auch den Ehrengast der Veranstaltung, die eigens aus Hamburg angereiste Autorin Marianne Clemens. Als Gabrielle Spaeth ihre älteste Autorin als „100-jährig“ vorstellte, widersprach die schmunzelnd: „Nein, nein, da fehlen noch ein paar Monate.“

Die Schenkel-Ausstellung ist noch bis zum 27. Juli im Martin-Schmidt-Foyer und  – nach einer weiteren Lesung am 28. Juli um 16 Uhr –  anschließend bis Ende August im „Kornhus“ zu sehen.

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