Zeilen Sprung – Das Redaktionsbüro

05042 - 504 008

info@zeilen-sprung.de

„Nazis wegschieben geht nicht mehr …“

„Nazis wegschieben geht nicht mehr …“

Dienstag, 11. Oktober 2016

webasuVHS-Leiter Fred Gorkow ist ratlos. Gerade mal ein gutes Dutzend Gäste verliert sich im Lalu zu Vortrag und Lesung von Mo Asumang. „Ich weiß nicht, vielleicht gibt es Berührungsängste beim Thema Rechtsextremismus“, mutmaßt Gorkow. Obgleich enttäuscht („Vor so wenig Leuten habe ich noch nie gelesen“), macht die Regisseurin, TV-Moderatorin („Liebe Sünde“), Synchronsprecherin und Filmproduzentin den Abend dennoch zu einem Erlebnis.

Die Autorin der Dokumentar-Streifen „Roots Germania“  (2007) und „Die Arier“ (2014) liest aus ihrem Buch „Mo und die Arier: Allein unter Rassisten und Neonazis“. Eindruckvoll, beklemmend, aber auch mit einem Augenzwinkern schildert sie, wie es sich anfühlt als „Brownie“ auf gesellschaftliche Ablehnung zu treffen. Das reicht vom Wortstreit mit einem Taxifahrer bis zu den Morddrohungen der Neonaziband „White Aryan Rebels“. Weltweit trifft sich die 53-Jährige mit Rassisten, vom KuKluxKlan bis zu Pegida-Neofaschisten. Mit arglosen Fragen wie „Was haben Ihnen die Schwarzen getan?“ bringt sie die mitunter in arge Erklärungsnöte.

Dabei ist Neugier Mo Asumangs entscheidende Triebkraft. Und die Chance mit der äußersten Rechten in Kontakt zu kommen. Mal über eine nationale Partnervermittlungsbörse, mal im direkten Kontakt. Längst sei die Rassisten-Szene, berichtet Asumang, sehr vielfältig. Das reiche von rechtsnationalen Burschenschaftlern, die später Führungspositionen in Justiz und Wirtschaft einnehmen werden, und „vielleicht schon an den Gesetzen für die Zeit nach der Machtergreifung schreiben“, bis hin zu glatzköpfigen Gewaltkommandos in Springerstiefeln.

„Alles in allem ein bunter Haufen“, resümiert die Autorin.

Wie aber nun der Rechten begegnen? Asumang ist sich sicher: ein Wegdrücken und eine fortwährende Verteufelung ist kontraproduktiv. Ein Strategiewechsel vonnöten. „Sonst treiben wir die rechten Rassisten und Völkischen immer weiter in die rechte Szene hinein.“

Vor allem aber gelte es sich mit der Angst auseinanderzusetzen. Der eigenen und der instrumentalisierten Angst. In ihrem Bericht macht Mo Asumang deutlich, wie sie durch die eigene Selbstkonfrontation mit Rassisten ihre eigenen Ängste in den Griff bekommen hat. „Wenn also Frauke Petry sagt, dass die AfD die Ängstlichen braucht, dann setzt die AfD auf die Erhaltung und Instrumentalisierung von Angst“, ist sich Asumang sicher. „Die brauchen die fortwährende Angst der Menschen, um die sie kontrollieren zu können.“

Mit Neugier und der Kraft der Worte in die „rechten Paralleluniversen“ einzudringen, das bleibt das Ziel, das die energische Frau mit Elan verfolgt. Dass ihr dabei an diesem Abend nur ein Dutzend Hamelner folgen wollten, ist wahrlich kein Ruhmesblatt.

Weitere Einträge