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Acht Frauen Premiere

Acht Frauen Premiere

Sonntag, 13. Juni 2010

In französischer Sprache? Mon dieu, ob Schulfranzösisch da wohl ausreicht? Das hatten sich wohl nicht wenige der Besucher der Premierenvorstellung von „La Compagnie Clin d´œil“, der Theatergruppe der Deutsch-Französischen Gesellschaft Hameln gefragt. Eine unberechtigte Sorge, denn mit ihrer Umarbeitung von Robert Thomas Krimi-Klassiker „Huit femmes“ (Acht Frauen) mit Einschüben in deutscher Sprache, präsentierte das Ensemble im „Regenbogen“ ein zwar kompliziertes aber dennoch zumindest sprachlich durchschaubares Verwirrspiel.

Die Handlung folgt dem klassischen Muster à la Agatha Christie: Nicht im Orient-Express, sondern auf einem herrschaftlichen Gut verhindert ein Schneesturm das Entkommen, acht Frauen finden einen Mann mit Messer im Rücken und das Karussell der Verdächtigungen beginnt sich zu drehen. Was folgt ist ein „Whodunnit“ nach bewährtem Muster. Welche der streitbaren Damen also war´s? Die untreue Ehefrau? Die liebestolle Schwägerin? Oder doch die versoffene Schwiegermutter oder die treulose Tochter?

Die Schauspielerinnen agieren auf dem Niveau anspruchsvollen Amateurtheaters und geben den jeweiligen Typen nachvollziehbar und teilweise geschickt pointierend glaubhaft Gestalt. Mit erstaunlicher Bühnenpräsenz etwa Zorah Lasker-Köhler als „Mamy“, auch Pierette, die Schwester des Ermordeten wurde von Sophie Gori exzellent dargestellt, ebenso beherrschte Regisseurin Laurence Olivier als Ehefrau Gaby mit maßvollem, gut austariertem Spiel die Szene.

Die 44-jährige Übersetzerin und VHS-Dozentin stammt aus Paris und hat das Stück für die „Compagnie Clin d´œil“ adaptiert. Ihr Motto: „Engagiertes Laientheater mit viel Spaß, reichlich Experimentieren und einem Schuss Exhibitionismus.“

Herausgekommen ist eine pfiffige und flotte Inszenierung, die vor allem durch die geschickt ins Spiel integrierten deutschen Einschübe des überaus lebhaft moderierenden „Mordopfers“, dargestellt von Uwe Lehrke, Fahrt aufnimmt. Lehrke, mit Zylinder und Messer im Rücken, ist Akteur und Moderator zugleich, dessen Erklärungen noch zur Pause das Publikum über die Täterin rätseln lassen. Doch das klassische „dénoument“ vor versammelter „Frau“schaft mündet am Ende in eine Überraschung.

Reichlich und wohl verdienter Applaus im gut besuchten Regenbogen für eine Theaterleistung, die in dieser Form in der Region derzeit einzigartig ist und deshalb eine Wiederholung absolut verdient hätte. En français naturellement.

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