Am Ende war das Publikum
mehrheitlich tief erschüttert. „Was für ein beklemmendes Stück, überspitzt
sicherlich, aber das Ausgeliefertsein dieser Frau, wirklich gruselig“,
diskutierte eine kleine Zuschauergruppe nach der Aufführung.
Wie
weit geht man, um seinen Job zu behalten? Das ist die zentrale Frage in Mike
Bartletts messerscharfer Satire „Nachwehen“ (Contradictions), einem Zwei-Frauen-Stück,
das die bereits sechsmal im Egestorfer „Schaafstall“ zu Gast gewesene, in
München lebende und aus der Schweiz stammende Annette Wunsch zusammen mit
Felicitas Heyerick auf die Bühne des Martin-Schmidt-Konzertsaals brachte.
Das
Geschehen entwickelte sich zu einer wahren Albtraum-Dystopie: von der mitunter
grotesk-witzigen juristischen Formelhaftigkeit eines die Arbeitnehmerin
(Felicitas Heyerick) bis ins Intimleben maßregelnden Arbeitsvertrages bis in
die menschenfeindlichen Dimensionen einer einen Orwellschen Überwachungsstaat
fast noch übertreffenden, völligen Vereinnahmung und Entmenschlichung.
Während
Annette Wunsch als Personalmanagerin scheinbar kalt, herrisch und ohne
Mitgefühl die menschenverachtenden Regeln ihrer Firma gnadenlos umsetzte, fühlte
und litt das Publikum mit der in die Katastrophe hilflos hineingleitendenden
Angestellten. Deren scheinbare Wahl zwischen Freiheit und Karriere entpuppte
sich alsbald als ein auswegloser Sturz in völlige Abhängigkeit und persönliche
Zerstörung.
Felicitas
Heyerick zu ihrer Rolle: „Das ist eine emotionale Reise, an deren Ende leider
die Fügung in das Schicksal steht. Sie ordnet sich widerstandslos in das System
ein, ohne Gegenwehr, völlig abgeschliffen und abgestumpft.“
„Mich
geht das Stück jeden Abend wieder an“, gestand Annette Wunsch. Viel hänge dabei
vom Publikum ab. „Im ersten Teil wird ab und an auch viel gelacht, doch im
zweiten Teil gibt es dann wenig zu lachen. Im Gegenteil.“ In Bad Münder habe
sie von Anfang an große Betroffenheit gefühlt. „Schön, wenn die Zuschauer die
künstlerischen Mittel des Theaters erkennen, aber das macht es oft nicht
einfacher“, so die Schauspielerin.
Vor
gut zehn Jahren sei ihr das Stück angeboten worden, habe dann lange in der
Schublade gelegen, ehe sie sich nach einer gemeinsamen Lesung mit Felicitas
Heyerick zur Produktion entschlossen habe.
Drei
große, in wechselndem Abstand positionierte blaue Bürotische fungieren in der
Inszenierung von Marco Luca Castelli als physische Indikatoren des dramatischen
inneren Verlaufs. Ein rot beleuchtetes Terrarium verleiht dem ins Absurde
abgleitenden Spiel einen besonderen Effekt. Lauert hier eine Gottesanbeterin
auf ihre Opfer?
Arbeitnehmer
als „menschlicher Rohstoff“, als verfügbare Ware, so Mike Bartletts vordergründige
Kritik. Doch hinter der entschlüsseln sich auch zwei persönliche Dramen. Auch
die „Täterin“ hat einen Preis gezahlt, deutet zwischendurch immer wieder ihre schon
vollzogene Entmenschlichung an. Ihr Opfer wird ihr folgen.
„Wir
haben zwei Fassungen vorbereitet, einmal als Kammerspiel, das wir im engen Schaafstall
gezeigt hätte, einmal die Fassung für große Bühnen so wie hier“, erklärte
Annette Wunsch.
Auch wenn die
Lichtinszenierung im Saal technisch versagte, blieb trotz „Arbeitslicht“ der
Eindruck von einer an dieser Stelle selten erlebten Beklemmung. Egal, ob nun
als rein literarisches Stück oder an der Realität orientieren Dystopie
verstanden, selten hat ein Stück dank der Leistungen der beiden Darstellerinnen
wohl so erschüttert. In diesem Sinne also ein echtes, großartiges
Theatererlebnis.
Wie sah eigentlich das
Alltagsleben in Bad Münder früher aus? Die Fotos aus dem Archiv der Fotografin
Ursula Thielscher und ihres Mannes Joachim geben da einen guten Einblick. In
einem 66-seitigen Sonderheft der Neuen Deister Zeitung sind jetzt viele der
Bilder erstmals veröffentlich worden. Christoph Huppert hat die Einzelheiten….
GeTour-Mitarbeiterin
Stefanie Saake ist mehr als zufrieden. „Die Resonanz auf unseren Aufruf
Weihnachtsschmuck zu spenden war wie im vergangenen Jahr überwältigend.“
Zwischen Wandelhalle und Kurmuschel putzen Saake, GeTour- Geschäftsführer
Thomas Slappa und weitere Helfer den Kurpark weihnachtlich heraus. Spender und
Sponsoren haben kistenweise Weihnachtskugeln zur Verfügung gestellt; Firmen
haben u.a. die Verkabelung der Beleuchtung der von einem Bauernhof gestifteten
sechs Weihnachtsbäume übernommen.
Was das bürgerschaftliche Engagement im sozialen Bereich angeht, so nimmt Bad Münder im Landkreis zweifelsfrei eine Leuchtturmfunktion ein. Viele Bereiche werden dabei von ehrenamtlich arbeitenden Bürgeinnen und Bürgern übernommen. Nach seinem Ausscheiden aus der Sozialraum AG hat Hermann Wessling den seit langem bestehenden Gedanken einer alle sozialen Kräfte bündelnden Freiwilligen-Agentur wieder aufgenommen.
Hören Sie dazu eine Stellungnahme des Bürgermeisters …
Das Verwaltungsgericht Hannover hat die Klagen gegen den Bau eines Schweinemaststalls in Bad Münder zurückgewiesen. Es sei nicht zu befürchten, dass etwa Gerüche und Keime den 900 Meter entfernten Kur-Bezirk von Bad Münder beeinträchtigten, sagte eine Gerichtssprecherin. Ein Landwirt aus dem Ortsteil Nettelrede plant den Bau eines Maststalls für 1.200 Schweine. Dagegen hatten zwei Klinik-Betreiber und eine Bildungsstätte geklagt. Das Urteil des Verwaltungsgerichts stützt sich unter anderem auf ein Gutachten, in dem nachgewiesen wurde, dass die Luft nicht direkt von dem geplanten Stall zu den Kliniken strömt.
Dazu die Stellungnahme des Bürgermeisters von Bad Münder, Hartmut Büttner …
Volksbund-Geschäftsführer Roland Behrmann teilt mit…
„Der Schutz der Gesundheit hat auch zum Volkstrauertag höchste Priorität!“
Der Volksbund empfiehlt Gedenkfeiern in kleinem Kreise und die Verschiebung der Haus- und Straßensammlung
Der Volksbund reagiert damit auf die Corona-Regeln und Empfehlungen der Bundes- und Landesregierung, die Kontakte in der Öffentlichkeit auf das un-bedingt Notwendige zu beschränken.
„Eine Vielzahl der Besucherinnen und Besucher der Veranstaltungen zum Volkstrauertag sind ältere Menschen. Sie gehören zu den Risikogruppen unserer Gesellschaft“, sagt der neue Landesvorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Niedersachsen, Grant Hendrik Tonne. „Wir haben ihnen gegenüber eine besondere Verantwortung und plädieren in den Städten und Gemeinden dafür, z.B. Kranzniederlegungen nur in kleinem Kreise unter Beachtung der Corona-Verordnung des Landes durchzuführen.“
Aber auch die Sammlungen des Volksbundes sind betroffen. „Viele Schulen in Risikogebieten, Soldaten und andere Sammlergruppen haben ihre Teilnahme bereits abgesagt. Dafür hat der Volksbund natürlich Verständnis, auch wenn es der Finanzierung unserer Friedensarbeit weh tut.“
Der Verband bittet deshalb alle Gruppen, die sich traditionell an der Haus- und Straßensammlung beteiligen, ihre Aktivitäten ins Frühjahr zu verschieben. „Wir können uns einen Zeitraum zwischen Februar und April gut vorstellen.“, meint Tonne. Der Volksbund hofft, dass bis dahin die Beschränkungen wieder aufgehoben sind und eine akute Gesundheitsgefahr nicht mehr besteht.
„Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger für den Frieden und die Verständigungsarbeit zu spenden, ist nach wie vor sehr groß.“, weiß Tonne, der sich in der Vergangenheit oft an den Sammlungen des Volksbundes beteiligt hat. „Wir bitten alle Menschen, die den Volksbund unterstützen, dabei zu bleiben!“
Hameln. Dierk Rabien freut sich. „Der Jens, das war ein Überflieger“, erinnert sich der ehemalige AEG-Deutschlehrer. Ein Schüler, den ein Lehrer so schnell nicht vergisst. „Abi 82, Deutsch-Leistungskurs, immer 15 Punkte“, schwärmt Rabien. „Dabei musikalisch, sehr sozial. Klavierspieler.“ Noch heute erinnert sich Rabien gerne an Rostecks damalige Roland-Kaiser-Parodie. „´Santa Maria´ hieß der Song, sechs Wochen auf Platz 1 der Hitparade.“
„Big Sur“, so lautet der Titel seines neuesten Buches, in
dem er, von der Kritik überaus positiv aufgenommen, jenem Landstrich an der
Westküste der der USA nachspürt, der vor allem in den 60er Heimat vieler
namhafter Künstler war. „Der Wechselwirkung zwischen Landschaft und den Ideen
ihrer Menschen nachzuspüren, in Bildern, Geschichten, Skizzen, Episoden, das war
mein Ziel“, so Rosteck, der sein „Big Sur“ seinem alten Deutschlehrer gewidmet
hat.
Der Weg von Jens Rosteck, der „immer druckreif geschrieben“ habe, sei vorgezeichnet gewesen. Mit seinen Musiker- und Künstler-Biografien hat sich der ehemalige AEG-Abiturient einen Namen gemacht. Über den Spatz von Paris, Édith Piaf, Protestsong-Ikone Joan Baez, aber auch mit seinem Buch über Jeanne Moreau, den Komponisten Hans Werner Henze und den Chansonnier Jaques Brel sowie mit seinen Reiseerzählungen hat sich Rosteck, Jahrgang 1962, literarische Meriten erworben.
„Rabien brachte etwas Urbanes, Weltläufiges in seinen
Unterricht, hatte Humor und Ironie, ein verschmitzter, kluger und für alles
offener Pädagoge.“ Der „Anreger und Förderer“ habe ihm zudem vermittelt, „wie man
auf der Bühne steht und dass die Performance gleichrangig mit dem einsamen
Schreibakt“ sei.
Und wer Rabiens Auftritte bei den „Pädagogian Harmonists“ noch in Auge
und Ohr hat, der weiß, dass sein ehemaliger Musterschüler auch hiermit das
Wesentliche getroffen hat. Encore 15 points, keine Frage.
„Von der Totalabsage des Weihnachtsmarktes sind wir nicht enttäuscht. Auch wenn es grundsätzlich schade ist, sind alle Argumente gegen den Weihnachtsmarkt richtig und gut nachvollziehbar. Die nötigen Auflagen hätten ohnehin wenig weihnachtliche Stimmung aufkommen lassen. Als Wirtschaftsvereinigung hatten wir lediglich gegen einen weiteren neuen Standort Bedenken, denn es wird so noch mehr Leben aus der Innenstadt gezogen.“
Wir hoffen, Sie haben Verständnis für unsere Entscheidung.
Die Initiatorin der Sammelaktion, Monika Reinecke teilt mit …
Vielleicht haben Sie schon von der privaten Kippensammelaktion am 11.09.2020 in Bad Münder Kenntnis genommen. In nur zwei Stunden haben 18 Personen geschätzte 12.472 Zigarettenkippen von der Straße gesammelt und später im Leerstandsladen, Marktstraße 8, in Bad Münder ausgestellt.
Ziel der Aktion war und ist es, der Umweltverschmutzung (Grundwasser, Mikroplastik), sowie dem allgemeinen Dreck, Müll und ungepflegten Bereichen in unserer schönen Kurstadt und Gesundheitsstandort Aufmerksamkeit zu schenken und Abhilfe zu schaffen.
Ein
Umdenken der Menschen, die hier leben ist genauso wichtig, wie die
Unterstützung durch die Stadtverwaltung, die sich um genügend und geeignete
Abfallentsorgungsbehälter kümmern muss und ebenso das Leeren veranlasst.
Wie könnten Sie uns dabei unterstützen?
Sammeln
Sie, wann immer Sie wollen, mit Ihrer Gruppe, Zigarettenkippen von den Straßen,
Wegen und Plätzen in unserer Stadt, trocknen diese bitte (im Idealfall,
dann kann man die Menge realistisch einschätzen und sie lassen sich später
besser ausstellen). Vielleicht bietet sich es auch an, dass zum Beispiel in
kleineren Ortsteilen sich Gruppen zur gemeinsamen Sammlung zusammenschließen.
100
Stück trockene Kippen wiegen 25 Gramm. Ein 10 Liter Eimer fast ca.1 kg Kippen.
Das entspricht ca. 4000 Zigarettenkippen. Nur eine Kippe verunreinigt 40 Liter
Grundwasser!!!
Die
Menge hochrechnen und dann bitte in 1 Liter Einmachgläser mit Deckel
füllen, sofern vorhanden – der Gestank ist sonst nicht zu ertragen!
Wir
möchten deutlich machen, wie viele Zigarettenkippen gesammelt werden.
Daher
benötigen wir von Ihnen:
ein oder mehrere Fotos mit Ihrer „Beute“
Name des Vereins oder Gruppierung
Zeit der Sammlung
Zahl der Sammelnden
Kippenanzahl
Diese senden Sie uns bitte per Mail zu. Dafür beachten Sie bitte die unten stehenden Kontaktdaten.
Die
gefüllten Einmachgläser, sowie die Fotos und Beschreibung dazu, dürfen wir auch
im Ladenlokal mit freundlicher Erlaubnis der Volksbank Hameln- Stadthagen
ausstellen.
Die
Übergabe regeln wir, wenn es soweit ist. Mal sehen, wie viele Fenster wir
(leider) füllen werden!
Ihr
Verein, Gruppierung oder Organisation kann auf diesem Wege
Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Umweltschutz vereinen.
Monika
Reinecke
Wir
möchten, sofern Sie nicht widersprechen, die Informationen über Ihre Sammlung
gerne an die NDZ weiterleiten.
Für
Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung und würden uns sehr über eine kurze
Rückmeldung und Teilnahme an der Aktion freuen.
Herzliche
Grüße im Namen aller Helfer und Unterstützer
Sehr geehrte Frau Saake, sehr
geehrter Herr Slappa,
zuerst einmal möchte ich mich bei
Ihnen beiden noch einmal ganz herzlich für die Vorstellung Ihres Konzeptes, bezüglich
eines Weihnachtsmarktes, bzw. eines Weihnachtsdorfes im Kurpark bedanken!
Sie haben sich wirklich außerordentlich
viel Mühe gemacht!
Leider, und ich bedauere das
wirklich sehr, muss ich feststellen, dass der Ortsrat, und dieser Ansicht
schließe ich mich ausdrücklich an, der Meinung ist, dass Ihr Konzept in Corona
Zeiten nicht umsetzbar ist.
Auch das vorgestellte Alternativkonzept für die Adventssonntage wird von uns abgelehnt.
Angesichts der aktuellen Lage mit
stark steigenden Infektionszahlen muss jeglichen Plänen zur Durchführung einer
Weihnachtsmarktveranstaltung unbedingt eine Absage erteilt werden.
Das Risiko, das Weihnachtsfest
erkrankt, in Quarantäne, oder mit erweiterten Einschränkungen verbringen zu müssen,
ist einfach zu groß.
Pastorin Ute Clemens ist seit zwei Jahren Seelsorgerin in der 440 Gläubige umfassenden Kapellengemeinde in Nienstedt. Die gehört zum Kirchenkreis Ronnenberg. Um die Kräfte zu bündeln, habe man den üblicherweise erst am Sonntag stattfindenden Erntedank-Gottesdienst vorverlegt, erklärt die 58-Jährige Das Gleichnis vom reichen Kornbauern (Lukas 12, 16-20) steht im Mittelpunkt des von Clemens als „Bibliolog“ gestalteten Erntedank-Gottesdienstes. „Bibliolog ist eine interaktive Form, in der die Gemeindemitglieder aus der Perspektive verschiedener Charaktere der Geschichte heraus sprechen“, erläutert die Pastorin, deren Rolle es ist, die Äußerungen zu verstärken und die Geschichte weiter und zum Abschluss zu führen. In der „Ich-Form“ verbalisieren einige Teilnehmer ihre Gedanken und Gefühle aus Sicht des reichen Kornbauern, seiner Feldarbeiter und der Jünger Jesu. Was entsteht, ist eine auch mit aktuellen Lebensfragen verbundene, persönliche Betrachtung des biblischen Textes.
Völksen. Fels, das war Albert Fels, der jüdische
Viehhändler. Für den 1971 in Oldenburg geborenen Kolja Mensing ist er „die
Geisterfigur aus dem Familiengedächtnis“. Es sind Geschichten, die Kolja schon
oft gehört hat. Immer und immer wieder. Dann, wenn an der sonntäglichen
Kaffeetafel von früher erzählt wurde. Beschwörend, verdrängend, ein Ritual. Albert
Fels aber kam darin nicht vor.
Doch hinter der so
oft gehörten Geschichte von der 13-jährigen Schülerin, die im Frühjahr 1940 mit
einem Wehrmachtssoldaten Briefe tauschte und sich drei Jahre später mit ihm
verlobte, lauert eine andere, bislang nicht erzählte Geschichte. Eben die von
Albert Fels, der während der Kindheit von Kolja Mensings Großmutter im Haus
nebenan wohnte, bei Kriegsbeginn in eine Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen
wurde – und nie wieder zurückkam. „Man weiß ja, was passiert ist.“ Mehr wusste
die Großmutter bislang dazu nicht zu sagen.
Kolja Mensing hat
nachgefragt, hat gesucht, in Steuerlisten und Kirchenregistern gewühlt, ist in
Kistchen, Briefen und verstaubten Schachteln fündig geworden. Wer also war dieser
Albert Fels? Was wurde aus ihm? Wie kam er tatsächlich ums Leben? Mensing deckt
das Leben eines recht wohlhabenden jüdischen Viehhändlers aus dem
Südniedersächsischen auf, recherchiert dessen schleichenden Niedergang und seine
Einbindung in die Familiengeschichte, lässt die „Geisterfigur“ in den dunklen Schatten
von Euthanasie und Holocaust sichtbar werden.
„Zu jeder Liebe gibt
es eine dunkle Ecke“, sagt der Autor, der für seinen in Jörg Sundermeiers Berliner
Verbrecher Verlag erschienenen 175 Seiten-Roman im Oktavheftformat keine
Genrezeichnung angibt. „Vielleicht ein autofiktionaler Roman“, schlägt
Sundermeier vor. „Einer, der Ankerpunkte setzt und ansonsten Gehörtes und
Erfahrenes mit imaginierter Erinnerung erzählerisch verdichtet“, sagt Mensing.
Die, freilich auf Abstand gesetzten, Zuhörer von Mensings gut besuchter Lesung im von frühherbstlichem Wind durchwehten „Haus im Park“ suchen nach der passenden Schublade. „Sachbericht, Tatsachenroman, zu Papier gebrachte oral history? „Jedenfalls Literatur“, stellt Kolja Mensing fest. Die Freiheit des Schreibens nutzen, um Geschichte und Geschichten neu erzählen und so mit neuer Perspektive über den Nationalsozialismus reden zu können? Der Autor ist sich sicher: „Täter, Opfer, Mitläufer, das reicht nicht mehr. Die Art über diese Zeit zu reden verändert sich.“ Die 68er hätten noch „recht abstrakt“ mit ihren Eltern über die Nazis geredet, sich auf große Haupt- und Staatsaktionen beschränkt und damit „die kleinere Geschichte traumatisch überlagert“, so Jörg Sundermeier. Kolja Mensing aber gelingt die Synthese von persönlicher Erinnerungs-, möglicherweise auch Selbstfindungs- und Trauerarbeit und historischem Kontext. Was auch in der mit der vermeintlichen „Gnade der späten Geburt“ beschenkten Generation der Kinder und Kindeskinder an die persönliche Substanz gehen kann. „Man muss bei sowas wohl auch auf sich selbst aufpassen“, gesteht Kolja Mensing. „Tja, noch immer ist der Krieg in uns und kein Ende in Sicht“, bestätigt auch Sundermeier.
Immerhin kann die
Frage, wieviel Nazi-Zeit in einer Liebesgeschichte wie der von Koljas Oma steckt,
endlich gestellt werden, ist die strikte Trennung der Großmutter, die Privates von
Politischem scheidet, überwunden.
„Geister“ wie der
des Albert Fels und seinem „Leben in den Steuerlisten“ werden endlich lebendig.
„Kann man Geschichte
wirklich so erzählen?“, fragte eine Besucherin der Lesung. Ja, man kann nicht
nur, man muss sogar. Warum? Um eine Tür aufzustoßen, neue Zugänge, letztlich
auch zu sich selbst zu schaffen, und zu begreifen, was aus dieser Zeit noch in
uns fortwirkt. Und um die Geschichten ins Licht bringen zu können, die hinter
den Kaffeetisch-Erzählungen von Eltern- und Großeltern darauf warten endlich doch
noch erzählt zu werden.
Kolja Mensing:
Fels. 175 Seiten. Erste Auflage, erschienen im Verbrecher Verlag Berlin 2018
BAD MÜNDER „Trotz
Superwetter wären wir sonst nicht so gut besucht gewesen“, stellt Jana
Bogorinsky-Schäfer vom Berggasthaus Ziegenbuche fest. Das Konzept der
35-Jährigen ist aufgegangen. „Ein Hutkonzert, bei dem jeder am Ende etwas in
den Zylinder wirft, davon haben alle etwas.“ Auch für den Musiker Stefan
Wünnemann aus Friedrichshagen beendet der Auftritt am Deisterhang eine lange Zwangspause
des Nichtstuns. „Gerade wir Künstler haben eine schwere Zeit gehabt und da ist
so ein Auftritt eine richtige Wohltat.“
Zusammen mit Stephan Schaumäker, der das alljährliche
Boah-Festival im Freibad Bakede veranstaltet, hat Wünnemann ein abwechslungsreiches,
buntes Programm zusammengestellt. „Das ist vor allem auf melodiöse Sachen
ausgerichtet“, erklärt das musikalische Multitalent. Titel von Sting und Slade,
Schlager und Evergreens bilden den Rahmen für die in der Nachmittagssonne auf
der Aussichtsterrasse speisenden Gäste.
„Ausverkauft ja, aber natürlich mit reduzierter Platzzahl
und nur nach Voranmeldung“, so Bogorinsky-Schäfer, die Ansturm und
Sicherheitsauflagen mit ihren zehn Servicekräfte sicherstellt.
Die Veranstaltungs- und Hygienevorschriften müssen peinlich
genau beachtet werden. „Beim Essen keine Maskenpflicht, aber sobald jemand
aufsteht, muss er Maske tragen“, so Bogorinsky-Schäfer. „Eine echte
win-win-Situation“, stellt Wünnemann fest, und auch Stephan Schaumäker ist
froh, dass er mal wieder mit Publikum agieren kann. „Das Boah-Festival in
Bakede musste ja wegen Corona gestrichen werden, wir hoffen aber, dass es im
nächsten Juli stattfinden kann“, so der 50-jährige Garten- und
Landschaftsbauer.
Der abendliche Blick in die sommerliche Landschaft ist weit,
von nebenan wehen das Meckern der Deisterziegen und Kindergeschrei herüber, die
Gäste genießen die Musik, die sich zusammen mit anderen Geräuschen zu einer
beeindruckenden Atmosphäre mischt.
„Ein Pilotprojekt“, so Jana Bogorinsky-Schäfer. „So wie es bislang aussieht, werden diesem Konzert weitere folgen. Von dem Hutkonzert haben alle etwas, die Künstler, die Veranstalter und vor allem die Gäste.“ Sagt´s und plaziert zusammen mit ihrer jüngsten Tochter, der vier Jahre alten Miray, den großen schwarzen Zylinder für alle sichtbar auf dem Lautsprecher vor dem kleinen schwarzen Zelt, unter dem Stefan Wünnemann einen Abend lang seine beliebten Melodien spielt.
„Virus? Das
verdrängen wir“, sagt ein älteres Ehepaar, das es sich in Reihe 7 der fast
ausverkauften Rattenfängerhalle schon lange vor Beginn des Auftritts von Dr.
Eckhart von Hirschhausen bequem gemacht hat. Der sollte eigentlich in der Mindener
Kampa-Halle stattfinden, die jedoch abgerissen werden muss, sodass Hirschhausens
Live-Programm „Endlich!“ nach Hameln ausweichen musste.
Eimbeckhausen. Emily
ist fünf Jahre alt und mit Begeisterung bei der Sache. „Ja, das kann ich“, antwortet
sie, als Musiklehrerin Monika Herrmann sie bittet, auf dem Achtel-Cello die
Begleitung zu einem Weihnachtslied zu zupfen. Das spielen die zur spontanen
Gruppenmusik in die Räume der Musikschule beim Eimbeckhäuser DRK gekommen
Erwachsenen und Kinder dann erst einmal ganz langsam.
BAD MÜNDER. Sie werden keinen Klima-Notstand für Bad Münder ausrufen. Darin waren sich beide Kandidaten einig. Zum Thema „Natur- und Klimaschutz als kommunale Aufgabe“ trafen jetzt auf Einladung vom Nabu Sünteltal und der Ortsgruppe des Heimatbundes Bürgermeister Hartmut Büttner und sein Herausforderer Dirk Barkowski im Foyer des Martin-Schmidt-Konzertsaal aufeinander. Vor knapp 50 Gästen moderierte Anne Zuzmann vom Nabu die Beantwortung eines den Kandidaten vorab zugegangenen umfangreichen Fragenkataloges. Eingangs hatte Michael Meier in einer fast halbstündigen Begrüßung in teils drastischen Worten die lokale und globale Dramatik des Themas umrissen. Während sich Büttner kenntnis- und detailreich am Fragenkatalog abarbeiten konnte, verschob der Herausforderer ein ums andere Mal die Antworten auf eine von ihm vorbereitete Präsentation, in der er anschließend den Bereich „Energie und Klimaschutz“ als einen Baustein seines „Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes“ abhandelte. Nur in Teilbereichen wie etwa dem der Baumschutzsatzung wurden dabei ansatzweise Kontroversen deutlich. Fazit: ein interessantes Befragungsformat, das aber von den Veranstaltern wesentlich konsequenter hätte eingehalten werden müssen.
Evelin Lindner kann
es kaum fassen. In der ersten Reihe sitzen Albert Marienhagen und seine Frau.
Auf dessen Bauernhof in Esperde ist die heute promovierte Ärztin und
Psychologin als Flüchtlingskind in den 50er Jahren aufgewachsen. „Wir hatten
kein Geld und dennoch alles. Diese Zeit hat mir die Kraft gegeben“, erinnert
sie sich bewegt. Nie wieder Demütigung, so ihr damaliges Lebensmotto nach Krieg,
Verwundung und Vertreibung ihres Vaters aus Schlesien. „Ich bin überall
zuhause“, so die Weltbürgerin, die ihre umfangreiche wissenschaftliche Arbeit
ganz den Themen „Demütigung, Erniedrigung und Würde“ gewidmet hat.
Die riesigen
Windkraftanlagen auf den Hügeln im Ilsetal sind Hightech und bilden einen
reizvollen Kontrast zu dem, was sich auf dem großen Feld zu ihren Füßen
abspielt. Drei Tage lang kämpften dort Traktoren aus der Anfangszeit der
Motorisierung der Landwirtschaft in elf Klassen um den Sieg im „Treckertreck
2019“. Ausrichter der zum vierten Mal in 17 Jahren organisierten Veranstaltung
ist die „Interessengemeinschaft Traktoren und Nutzfahrzeuge Esperde und
Umgebung“. „Uns gibt es seit 2002 und wir haben derzeit 198 Mitglieder sowie 60
bis 80 Trecker“, sagt Heinz-Helmut Köhler. Der 61-jährige Kfz-Mechatroniker
leitet den anlässlich der 850-Jahrfeier von Esperde gegründeten Verein. „Wir
wollen historisches Kulturgut erhalten und Alt und Jung zusammenbringen“, so
Köhler zum Vereinszweck.
Orgelbauer Florian
Pabst hat alles gut vorbereitet. Zusammen mit Angela Amodio legt der 33-Jährige
letzte Hand an die 2007 neu gebaute, von internationalen Organisten in hohen
Tönen gelobte Hillebrand-Berner-Orgel in der Klosterkirche des Stifts. „Das
Instrument ist gut über den heißen Sommer gekommen, keine Probleme“, versichert
er. Je wärmer es werde, desto höher steige die Stimmung des Instruments. „Bei
20 Grad Wärme erhöht sich der Kammerton A um drei Hertz. Aber die Orgel ist gut
in Schuss. Deshalb nur eine kleine Zungenstimmung.“
Pünktlich zum Ferienende nimmt auch die bildungspolitische Diskussion wieder Fahrt auf. In gewohnt provokanter Form hat sich dabei auch der Frankfurter Professor für Didaktik der Biowissenschaften Hans Peter Klein zu Wort gemeldet. In seinem zweiten, jetzt im Völksener zu Klampen Verlag erschienen Buch „Abitur und Bachelor für alle – wie ein Land seine Zukunft verspielt“ zeichnet Klein ein düsteres Szenario der deutschen Bildungslandschaft und deren Zukunft. Christoph Huppert hat mit Klein gesprochen …
Christian Dreeke vom Förderverein des Jugendzentrums Point in Bad Münder teilt mit: „Bezüglich des durchgeführten Flohmarktes zu unseren Gunsten erfreuen wir uns über den Erlös von 330,81€.“
Nichts erinnert an ihn. Kein Straßenname, kein sonstiger
Hinweis. Es scheint, als sei Johann Heinrich Friedrich Schlotheuber (30.7. 1789
– 12.01.1866) an seiner ehemaligen Wirkungsstätte in völlige Vergessenheit
geraten. Dabei ist der berühmte Botaniker, der von 1816 bis 1865 in Flegessen
als Pastor wirkte, eine andernorts durchaus berühmte Persönlichkeit. Elke
Hundertmark-Sagawe hat sich intensiv mit Schlotheuber, der am 30. Juli seinen
230 Geburtstag feiert, beschäftigt. „Nach seinem Studium in Göttingen war er
zunächst Hauslehrer bei den Stietenkrons in Hameln, wo er auch Georg Pflümer
kennenlernte“, berichtet die 64-Jährige. In Hameln erinnert ein „Pflümerweg“ an
Schlotheubers Zeitgenossen. Lange Zeit verschollen war auch Schlotheubers
Herbarium, das über 35000 Arten umfassen soll. Hundertmark-Sagawe: „Mitte des
19. Jahrhunderts war das Sammeln, Trocknen und Pressen sowie das Bestimmen der Pflanzen
ein praktikables bildgebendes Verfahren für den Naturkundeunterricht. Die
Fotografie gab es ja noch nicht.“
Gnadenlos brennt die Sonne vom wolkenlosen Himmel herab aufs Areal des Museums für Landtechnik und Landarbeit. „So heiß war´s bei unserem Handwerkermarkt noch nie“, sagt Museumswart Dieter Brockmann. Wer kann, sucht Schatten. Etwa unterm Baum, an dem Fritz Spiegel und Hermann Hollas das alte Stellmacherhandwerk veranschaulichen. Während sich der 87-jährige Hermann kurz ausruht, werkelt Fritz an einem großen Rad aus Holz. „Die Speichen sind aus Eiche, die Felgenteile aus Buche“, erklärt er den Neugierigen, die sich um die beiden geschart haben.
Mag sein, dass Ernst Jürgen Kirchertz´ Befürchtung, der
Begriff „Sternstunde“ würde im Zusammenhang mit Schaafstall-Konzerten
„vielleicht zu inflationär“ verwendet, zutrifft. Der fulminante Auftritt der
beiden Schwestern Ani und Nia Sulkhanishvili jedoch muss einfach dieses höchste
Prädikat verliehen bekommen.
Die beiden 30-jährigen eineiigen Zwilling präsentierten mit
Stücken von Beethoven, Bach, Brahms, Schobert, Dvorak und Smetana nicht nur ein
spektakuläres Programm, sondern erstaunten das trotz Sommerhitze reichlich erschienene
Publikum mit einer technisch eindrucksvollen Darbietung.
Den etablierten „Volks“-Parteien laufen die Mitglieder weg.
Vor allem die jungen. Aber auch Gewerkschaften und andere „politische
Mitgliederorganisationen“ sind von diesem Aderlass betroffen. Was tun? Das war
die Fragestellung des diesjährigen „Springer Dialogs“, zu dem vor allem Vertreter
aus Politik und Gewerkschaften in die Heimvolkshochschule am Deisterhang
gekommen waren.
„Die jahrelangen Anstrengungen
haben sich gelohnt.“ Georg Kroth ist am Ziel seiner Wünsche und hält sein
Abiturzeugnis (samt Rentenbescheinigung) in Händen. Georg ist der
Jahrgangsbeste mit dem nicht mehr zu übertreffendem Notenschnitt von 1,0.
„Unser Abi-Schnitt liegt bei 2,5 und damit wieder über dem Landesdurchschnitt“,
konnte Vikilu-Schulleiter Dr. Michael Glaubitz den zur Entlassungsfeier in die
Sporthalle gekommenen Gäste mitteilen. Unter den Jahrgangsbesten sind zehn junge
Frauen und fünf Männer.
Der schwarzglänzende Grabstein von Dr. Siegmund Kratzenstein ist neu. Er steht an der Ostseite des alten jüdischen Friedhofs an der Scharnhorststraße. Fast wie angelehnt an die Mauer zum roten Backstein-Wohnhaus nebenan. Mit einer fast zärtlichen Geste streicht der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom über den Stein und berichtet mit leiser Stimme vom Schicksal des Hamelner Mediziners: seiner Frau aus Holland, den Töchtern, die an der Vikilu Griechisch lernten, vom Eckhaus mit Praxis am Kastanienwall, von der schleichenden Entrechtung nach 1933, vom SA-Terror in der Reichspogromnacht, von Deportation und Tod. „Am Ende können Sie nur weinen“, sagt Gelderblom und die Besucher der Führung verstummen betroffen.
Lara Teschner strahlt. Die 16-jährige Absolventin der Theodor-Heuss-Realschule hat allen Grund dazu. Sie hat in diesem Jahrgang mit einer Durchschnittsnote von 1,46 das beste Ergebnis im Jahrgang erreicht. Von Schulmüdigkeit zeigt das Mädchen im blassblauen Kleid keine Spur. Im Gegenteil. „Ich will ein gutes Abi machen, dann ein Jahr nach Frankreich oder England gehen und anschließend studieren. Medizin, Lehramt oder Psychologie“, erklärt die selbstbewusste junge Dame.
Früh aufstehen heißt es am Ostermontag, 22. April 2019, denn die Saisoneröffnung auf der Neuen Bult beginnt bereits um 10:30 Uhr.
Auf der Rennbahn kann man dann mit einem zünftigen Osterbrunch in einen spannenden Tag starten. Für die Kleinen gibt es ein großes Ostereiersuchen im Kinderland, außerdem ein Ponyrennen. Wer den Sieger tippt, kann sich über tolle Preise freuen.
Foto: Favorit Julio (Foto: Frank Sorge) Weiterlesen