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Camerata

Camerata

Freitag, 14. Januar 2011

webcamerata„Wunderklänge“ waren angekündigt worden. Und in der Tat war es ein etwas anderes Konzert, das da mit finanzieller Unterstützung des Landschaftsverbandes auf der Bühne der recht gut besuchten Sumpfblume stattfand. Die aus dem weißrussischen Minsk stammende „Camerata“, vier Sängerinnen und drei Sänger, allesamt mit akademischer Gesangsausbildung, zauberten mit ihrem Programm „Mystery“ äußerst ungewöhnliche Klangcollagen mit einer Stimmgewalt in den Raum, die ein ganzes Orchester ersetzte.

Bild: Die „Camerata“ in der Hamelner Sumpfblume

Sehr sparsame Moderationen leiteten durch die Klangbilder des Abends, entführten die begeisterten Zuhörer in den tonalen Kosmos eines orientalischen Marktes oder ließen das Universum der Klänge eines Tages in Afrika lebendig werden.

„Schließt man die Augen, dann ist´s wie im Film, man steht förmlich in Savanne oder Urwald“ begeisterte sich ein Besucher. Mit einem schier unglaublichen Stimmumfang, großer Präzision, erstaunlicher Virtuosität und äußerst geschickter Handhabung der technischen Mittel wusste die „Camerata“ aber nicht nur afrikanisches Flair in die Sumpfblume zu bringen. In der durch viele Stimmungswechsel gekennzeichneten Eigenkomposition „Bulgarian Fantasy“ des Baritons Igor Melnikov verbanden sich gefühlvolle Anklänge an slawische Volksweisen mit lautmalerischen und einer Vielzahl anderer Stilelemente.

Die höchst diszipliniert, mit großem Ernst vorgetragene, durch eine fantasie- und effektvolle Lichtregie begleitete Choreografie unterstrich den zumeist mystischen Charakter der einzelnen Titel.

Bei aller handwerklichen Brillanz und musikalischen Ideenreichtums, die das Publikum rundum begeisterten, blieb der Erfolg des Gesamtkonzeptes aber offen. Der sicherlich spannende Versuch, einen Tango zu inszenieren, endete seltsam hölzern und seelenlos. Auch die vom volkstanzhaften Stampfen begleitete musikalische Umsetzung des weißrussischen Karnevals erlag der Dominanz von zuviel russischer Seele. Ein obligatorischer Mitmachtitel wurde vom Publikum dankbar und lautstark angenommen, die Wirkung des letzten, in ein Luftgitarren-Finale mündenden Stückes aber blieb aufgesetzt. Während des gesamten Konzertes konnte sich das Ensemble nicht von einer alles durchdringenden Ernsthaftigkeit befreien. Unbeschwertheit und Lockerheit blieben Fehlanzeige.

Dennoch absolut berechtigter, tosender Applaus. Die Zugaberufe wurden mit der „schönen blauen Donau“ und einem strengen, fast sakral anmutenden, vor Sentimentalität triefenden Abschiedstitel erwidert.

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