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„Stolpersteine“ auch in Bad Münder

„Stolpersteine“ auch in Bad Münder

Mittwoch, 29. Juni 2011

Sie sollen auch in Bad Münder zu „Steinen des Anstoßes“ werden, die „Stolpersteine“ des Kölner Bildhauers Gunter Demnig. So wie in 500 anderen deutschen Städten sollen sie künftig auch hier an die Schicksale ehemaliger jüdischer Mitbürger erinnern.

Bild: Führte über den jüdischen Friedhof an der Deisterallee – Bernhard Gelderblom.

„Es gibt viele Gründe, die für diese Stolpersteine sprechen“, so ein Teilnehmer der Diskussion im Rahmen der zweiten Veranstaltung über die Geschichte des jüdischen Lebens in Bad Münder. Dazu eingeladen hatten die beiden christlichen Gemeinden, die Ortsgruppe des Heimatbundes und die Stadt.

Mit dem Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom erlebten die knapp 50 Teilnehmer einen weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Kenner der Thematik, der in seiner wissenschaftlich korrekten zugleich aber auch sensiblen und mitfühlenden Art im ersten Teil des Abends die stummen Zeugen des jüdischen Friedhofs an der Deisterallee zu einer beredten Quelle jüdischer Religionskultur werden ließ.

Gelderbloms Darstellung  jüdische Begräbnisriten, der Grabsteine, deren Form und Inschriften, der auf ihnen zu lesenden Namen, der spärlichen Symbole und weitgehenden Bildlosigkeit der Grabmale sowie der Geschichte dieses Ortes gaben den Blick frei für die sich dahinter verbergenden Schicksale und Lebenswirklichkeiten der Münderaner mosaischen Glaubens im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Der derzeit von der Arbeitsloseninitiative Bad Münder gepflegte Friedhof sei jetzt wieder in gutem Zustand. Gelderblom: „Einer der am schönsten gepflegten jüdischen Friedhöfe, die ich kenne.“

Dabei habe während des Dritten Reiches vor allem der damalige Landrat Mercker unnachgiebig auf die systematische Beseitigung aller jüdischen Friedhöfe gedrängt. Unterstützung erhielt er dabei auch vom Münderaner Bürgermeister Kleineck. Man könne den Kurgästen keinen Judenfriedhof an so exponierter Stelle zumuten, hatte der seinerzeit geklagt – und die Errichtung eines Kleinkaliberschießstandes vorgeschlagen.

„Erinnerung muss konkret und präzise sein“, so Gelderblom im zweiten Teil der Veranstaltung, die im evangelischen Gemeindehaus fortgesetzt wurde. Im Mittelpunkt stand dabei die Diskussion der Frage, wie man mit den Münderaner Zeugnissen dieses Kapitels der Geschichte umgehen solle. Eine neuformulierte Tafel an der ehemaligen Synagoge und entsprechende Informationen am jüdischen Friedhof wurden vorgeschlagen.

Vor allem aber sollen die Gunter Demnigs „Stolpersteine“ aus Messing vor den Wohnhäusern ehemaliger jüdischer Mitbürger an deren leidvolle Geschichte und ihre Ermordung erinnern. Ein Gedanke, der breite Zustimmung fand. Bürgermeisterin Silvia Nieber und Ortsbürgermeisterin Petra Joumaah hatten bereits im Vorfeld Zustimmung signalisiert, und Ratsherr Uwe-Peter Keil zeigte sich ebenfalls von der Notwendigkeit der Stolperstein-Aktion überzeugt. „Wenn nicht wir erinnern, wer dann?“ so Keil. Der Abstand der nachfolgenden Generationen zu den Ereignissen werde immer größer.“ Gelderbloms Fazit: „Wir tun das für die Schuld unserer Großmütter und  –väter. Diese Steine lösen etwas in uns aus, und sie rücken die Opfer wieder mitten in unsere Gesellschaft.“

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