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Am Kaktus führt kein Weg vorbei

Am Kaktus führt kein Weg vorbei

Montag, 11. Juni 2012

„Wie, keinen Kaktus? Das gibt´s doch nicht“. Das Pausengerücht, dass die „Pädagogian Harmonists“ in ihrem neuen, dem vierten Programm, ohne das stachlige Gewächs auskommen wollten, erwies sich als unbegründet. Nur hatten sie sich diese Stichelei ganz bis zum Ende aufgehoben. Auch diesmal durfte, nach der Bitte „Lass mich dein Badewasser schlürfen“, wieder der „kleine grüne Kaktus“ vom Balkon plumpsen.

Bild: Überzeugten im Hamelner TAB mit Witz, Charme und eigenem Stil – die „Pädagogian Harmonists“: von li.: Dierk Rabien, Udo Melloh-Sowa, Jürgen Bissel, Vera Stapelberg, Hans-Martin Haas und Oliver Lange.

Die Evergreens der bis zu ihrer Zwangstrennung durch die Nationalsozialisten erfolgreichsten deutschen A-cappella- Gruppe, der „Comedian Harmonists“ (1927 – 1935), bilden auch im neuen Programm ihrer Hamelner Bewunderer das musikalische Rückgrat. Doch das erstmals durch Klavierbegleiterin Vera Stapelberg ergänzte Männer-Quintett machte zu Recht erst gar nicht den Versuch, an das große Vorbild heranzukommen. „Das wäre absolut vermessen, das können wir gar nicht“, so Arrangeur Udo Melloh-Sowa.

Statt nachzuahmen, zu „covern“, haben die „Pädagogian Harmonists“ einen überzeugenden, weil in sich  schlüssigen eigenen Stil entwickelt, inszenieren gestenreich Lieder wie „Der Onkel Bumba aus Calumba“, sind eher musikalische Spaßmacher als überirdische Stimm- und Klangwunder. Doch auch die musikalischen Qualitäten überzeugen, vom scharf konturierenden Bass Jürgen Bissel über die beiden jugendlichen Tenöre Hans-Martin Haas und Oliver Lange bis hin zum mitunter herrlich albernen Kopfstimmen-Akrobaten Udo Melloh. Und dass Bariton Dierk Rabien musikalisch und schauspielerisch mit allerlei Pfiffigkeiten glänzte, erfreute nicht nur die Damenwelt im vollbesetzten TAB.

Die „Pädagogian Harmonists“ erzählen Geschichten wie die aus der „Bar zum Krokodil“, nähern sich der Musik über die Texte. Und die stammen beim vierten Konzert oft aus der Feder des ehemaligen Mitglieds Walter Hedemann. Dem gelingt textlich Erstaunliches. Stilsicher und ohne Plattheiten erschließen Hedemanns Schmunzeltexte und Melloh effektvolle, aber nicht mit Humor überfrachteten Arrangements die bekannten Melodien neu. Selbst die bekannte „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauß, eigentlich ein pures Orchesterstück, gewinnt durch Hedemanns Betextung zusätzliche  humoristische Tiefe.

Ob Klassiker zum Dahinschmelzen („Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“) oder der umwerfend gestaltete „Creole Love Call“, auch im neuen Programm beweisen die „Pädagogian Harmonists“ erfolgreich ihr eigenständiges Profil. Am Ende viel Applaus, natürlich „Kakatus, Kaktus“-Rufe und zwei herrlich stachelige Zugaben.

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