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Nadzeya Güther referiert über Maxim Gorki

Nadzeya Güther referiert über Maxim Gorki

Montag, 04. März 2013

„Maxim Gorki, das ist mehr als nur sozialistischer Realismus. Dieser Mann hat viele unbekannte Seiten. Eine umstrittene und sehr ungewöhnliche Persönlichkeit“, so Nadzeya Günther zu ihrem Vortrag im Rahmen der sonntäglichen Matinee der Bibliotheksgesellschaft in der Stadtbibliothek.

Bild: Nadzeya Günther und Bernd Bruns

Die 36-jährige Referentin, die seit zehn Jahren in Hameln lebt, ist gelernte Literaturwissenschaftlerin, ehemalige VHS-Dozentin und hat ihren Zuhörern bereits mehrfach russische Literatur näher gebracht. „In der Reihe  geht um Leben und Werk der Großen wie Puschkin, Tolstoi oder Gogol“, so der Vorsitzende der Bibliotheksgesellschaft, Bernd Bruns.

Die finden unverändert reges Interesse, denn zu Günthers Ausführungen über Maxim Gorkis waren rund 30 Zuhörer in den Vortragssaal in der Pfortmühle gekommen.

„Mit einem Schrei des Unwillen und Protests“ kam Gorki 1868 zur Welt. Akribisch beleuchtete Günther Kindheit und Jugendjahre, die Gorkis Persönlichkeit entscheidend prägten. Ohne Bildungschancen, aber mit viel Prügel, unter elenden familiären und sozialen Verhältnisse, arbeitete sich Gorki mit nur zwei Klassen Schule zum berühmten Literaten hoch. Ob als einer im Millionenheer der herumziehenden Wanderer, als Nachtwächter, Eisenbahner oder Bäckergehilfe unter erbärmlichsten Arbeitsbedingungen, der frühe Lebensweg des Literaten zeichnete sich durch eine heute kaum nachzuvollziehende Härte aus.

Geheimnisvoll blieb lange Zeit Gorkis Rolle bei der russischen Revolution 1917, sein Verhältnis zu Lenin und später zum Stalinismus. Bis Ende der 90er Jahre, so Günther, seien wichtige Dokumente unter Verschluss gehalten worden.

So präsentierte die Referentin beispielsweise Bildmaterial auf dem Gorki und Lenin zu sehen waren, die in Ungnade gefallenen, gleichfalls anwesenden Personen aber nach und nach wegretuschiert worden seien. Anhand von Zitaten suchte Günther Gorkis Verhältnis zu Lenin und Stalin näher zu beleuchten. Letzterer hatte Gorki unmittelbar vor dessen Tod besucht, was Gerüchte eines unnatürlichen Ablebens genährt hatte. „Heute“, so Günther“, „gilt aber ein natürlicher Tod als wahrscheinlich.“

Noch immer sei Maxim Gorki von hoher Bedeutung, so Bernd Bruns. Nicht nur wegen Dramen wie „Nachtasyl“ oder den „Sommergäste“, auch autobiografische Texte wie Meine Kindheit“ oder „Unter fremden Menschen“ zeigen uns einen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. „Und die ist ja auch heute noch Thema“, so Nadzeya Günther.

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