Die Brüder Podewitz schlagen zu
Die Brüder Podewitz schlagen zu
Freitag, 01. November 2013
Willy und Peter Podewitz kennen kein Pardon. Satirisch zumindest. Gleich zum Anfang präsentierten sie den etwa mehr als 100 Zuschauern auf der ausverkauften Studiobühne des Hamelner Theaters eine „islamistische Modenschau aus dem neuen Burka-Katalog“. Die umstrittenen Mohammed-Karikaturen scheinen fade Witzzeichnungen gegen Podewitzens „allahliebste islamistische Fashionweek im Schurkenstaatsstil.“ Burka-Modelle fürs „Shoppen und Schächten“. Politisch absolut unkorrekt, satirisch aber höchst vergnüglich.
Bild: Unerbittlich satirisch – Willy und Peter Podewitz
Mit einer an den Münchner Kabarettisten Willy Astor erinnernden, immensen Wortverspieltheit schlagen die Bremerhavener Podewitz-Brüder ihr Publikum sofort und unerbittlich in ihren Bann. Wie ein drohender Lehrer moderiert sich Willy, linkisch hin- und herhumpelnd, durchs Programm, droht wieder und wieder mit „Strafgedichten“. Die trägt sein etwas beleibterer Bruder Peter vor, in ein Bettlaken wie in eine Toga gehüllt, mit güldener Leier in der Hand. Die Themen der beiden legen den Finger auf gesellschaftliche Schwachstellen, entlarven den Blöd- und Unsinn unseres Alltags durch sprachlich herrlich gestalteten Froh- und Tiefsinn.
„Es sind Schüsse gefallen, die Täten stehen rechts außen!“ Eine Fußball-Fernsehreportage mal im Stil von arte, dann von ntv, reißt dabei die Zuschauer ebenso mit wie Willy großes Solo über Hunde und ihre Halter. Erstaunt erfahren die Besucher, dass das Wort „Promenadenmischung“ out ist, „Mix“ sage man als Herrchen und Frauchen heutzutage. Und während die begeisterten Zuhörer noch darüber nachsinnen, ob Pitbulls wirklich unterm Fell tätowiert sind, schlägt Peter als Cop vom „LA Poesie Department“ schon wieder zu, auf der Suche nach Lese-Junkies, denn Vorsicht, „Lesen macht klüger“.
Die beiden Satiriker legen ein irrwitziges Tempo vor, ob mit der Nummer „Das macht Sinn“ oder im „Guantanamo Restaurant“. Das hieß früher „Chez Guevara“ und hat allerlei Foltermenus auf der Karte. Der Wortwitz der beiden ist akrobatisch, treffend, dabei weder platt und vordergründig noch aufgesetzt, manchmal braucht es etwas, bis Wortkonstrukte wie „es heißt ´der Bauch´ aber ´Diät´“ oder die Feststellung, das „Essstörung früher Lispeln hieß“ das Publikum erreichen. „Lassen Sie sich ruhig Zeit“, lobt Willy das Hamelner Publikum, das liebend gerne die eine oder andere Nummer mitgestaltet und beim „Vorsagen“ eigene satirische Fähigkeiten beweist.
Zum zweiten Mal gastierten die Brüder Podewitz in Hameln, und entfachten einen Satire-Orkan, dessen Stärke kaum eine Skala zu fassen vermag. Fazit: von Willy und Peter Podewitz wünscht man sich gerne eine oder mehrere Stunden „Nachsitzen“ mit jeder Menge „Strafgedichten“.