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Las Vegas mit Licht und Schatten

Las Vegas mit Licht und Schatten

Mittwoch, 03. Februar 2016

WebMalAuf der Bühne dominieren reichlich Glitzer und Glamour. Im gut halbvollen großen Saal ein durchweg betagtes Publikum, das hin und weg ist vom „Stardust Casino“-Ambiente, das die Familie Malente da hervorzaubert.


Vor allem die Musik geht ins Ohr. Ein „Ahh“ ums andere ist zu hören bei Klassikern von Dean Martin, Doris Day, Dolly Parton und dem obgligatorischen Elvis. Dessen „Viva Las Vegas“ gibt dem Abend den Titel und leitet einen bunten Reigen schriller und klamottiger Parodien ein. Ein angetrunkener Dean Martin torkelt über die Bühne und durch einige durchweg witzig präsentierte Musikparodien, doch erweisen sich die dabei verwendeten Kalauer wesentlich abgestandener als der unvermeidliche Whisky.
Auch eine Western-Abteilung zieht sich zäh wie Kaugummi dahin, erinnert eher an die Sheriff- und Indianer-Kostümfest-Staffage eines 60er Jahre Kindergeburtstags als an eine Musikparodie von was auch immer.
Ein Lichtblick, optisch wie choreografisch, dann endlich die von den drei Rosie-Sisters gesungene und getanzte Marilyn-Monroe-Nummer. Die ist ein echter Hingucker mit Klasse und Stil, der an diesem Casinoabend aber eine der wenigen Ausnahmen bleibt.
Die Rahmenhandlung ist hölzern und konstruiert. Die Chancen eines Zeitsprungs in die USA des August 1967 werden durchweg vertan. Ein Klischee ums andere wird angerissen, alles bleibt von seichter Oberflächlichkeit. Dass die beiden Zauberkünstler und Löwenbändiger Siegfried und Roy im „Stardust“ erst ab 1970 so richtig auf Touren kamen, wen stört´s?
Der Erinnerungswert der Musik bringt das Publikum, das sich an diesem Abend scheinbar mit recht wenig zufrieden gibt, in euphorische Mitklatschlaune.
Als dann auch noch zwei Zuschauer zu einer Las-Vegas Speed-Hochzeit samt Elvis auf die Bühne geholt werden, mag das dem einen peinlich erscheinen, das amüsierwillige Seniorenpublikum jedoch gerät nahezu in exstatische Verzückung.
Was ist Parodie, was einfach mittelmäßiges Entertainment? Das bleibt bei dieser Show ein Rätsel. Hier „Weltklasse“ zu sehen, mag allenfalls einer reich bebilderten Tageszeitung vorbehalten bleiben.
Immerhin gelingen vor allem dem Damentrio noch hinreißende, auch sängerisch ganz exzellente Momente. Da brilliert Cher, da fetzt Tina Turner über die Bühne, mit einem Temperament, das es eine wahre Freude ist.
Denoch: mit ihrem „The American Way of Schlager“ können die Malentes nicht an ihre bisherigen Erfolgs-Retro-Shows anknüpfen. Im Gegensatz zu den deutschen Schlager der ausgehenden Wirtschaftswunderzeit, die sie mit Charme, Können und viel Liebe auf die Bühne bringen, erwies sich ihr Ausflug ins „Stardust Casion“ von Las Vegas dann doch als einige Nummern zu groß.

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