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Jugendstil

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Sonntag, 11. April 2010

jgdstwebSonderausstellung „Jugendstil – Aufbruch in die Moderne“

Was in Österreich „Sezessionsstil“ und in England schlicht „modern style“ genannt wird, das firmiert bei Kunsthistorikern hierzulande als „Jugendstil“. Dem künstlerischen „Aufbruch in die Moderne“ des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ist die neue Sonderausstellung des Münderaner Museums für Stadt –und Regionalgeschichte gewidmet. Zu deren Eröffnung drängten sich trotz kühler Temperaturen viele Besucher im Tonnengewölbe des ehemaligen Eiskellers im Wettbergschen Adelshof in der Kellerstraße.

Bild: Geschwungene Linien und florale Elemente kennzeichnen den Jugendstil, wie hier auf einem Bild von Alfons Maria Mucha.

In Vertretung des erkrankten Museumschefs Michael Meier begrüßte Diethard Salzmann die Gäste – Vertreter der Stadt fehlten – und Wolfgang Schwanke führte in die Thematik der siebten Sonderausstellung ein.

Jugendstil, so Schwanke, das sei vor allem eine Gegenbewegung zu Naturalismus und Historismus, zu Massengesellschaft und Maschinenzeitalter. Mit aus der Natur entliehenen Stilelemente, mit schwungvoller, teilweise orientaler Ornamentik, mit Anleihen an die japanische Ästhetik und Inspirationen aus dem botanischen Mikrokosmos, mit eleganter Linienführung und fließenden Naturfarben setze der Jugendstil einen Kontrapunkt zur alles vereinnahmenden Rationalität der fortschreitenden Technisierung.

Schwanke: „Es ging um das Gesamtempfinden der Lebensauffassung einer ganzen Zeit.“ Wohl zum letzten Mal manifestiere sich im Jugendstil das Bemühen um die „Einheit von Kunst und Leben“, weise aber auch den Weg in die Moderne. „Ohne Jugendstil kein Bauhaus“, so Schwanke.

Möbel, Plakatkunst, Tapeten, Zeitschriftengestaltung, Glas, Architektur – in den zwei Räumen der Sonderausstellung hat das Museumsteam Erstaunliches aus dem Bad Münder jener Zeit zu Tage gefördert. Als einmaliges Ensemble darf dabei ein komplettes Jugendstilwohnzimmer, eine Leihgabe von Detleff Brinkmann aus Egestorf, gelten.

Schwungvolle Linienführung auch bei zahlreichen Gebrauchsgegenständen des Alltags in der „gedeckter Tisch“ betitelten Vitrine. Kurios: ein längliches, perfekt in den Stilelementen des Jugendstils gehaltenes, weiß-goldenes Relief mit stilechter, erhabener Schrifttype entpuppt sich als exzellent gemachtes Plagiat aus China. Was dem ausgezeichneten Gesamteindruck der Ausstellung allerdings keinerlei Abbruch tut. Ganz im Gegenteil.

Wer einen Blick ins Bad Münder des Jugendstils tun will, und dabei auch im vermeintlich bekannten Stadtbild so manche Überraschung erleben wird, der kann das im Museum in der Kellerstraße tun, noch bis zum 12. Dezember, jeweils sonntags von 15 bis 18 Uhr.

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