Korff „Die Hütte“
Korff „Die Hütte“
Donnerstag, 29. April 2010
Zugegeben, die Publikumsresonanz hätte größer sein können, doch was Glaskünstler Hans Korff und seine 12-jährige Enkelin Hanna im Sitzungszimmer des Verwaltungsgebäudes Steinhof auf Einladung des Forums Glas und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) präsentierten, war eine beeindruckende Zeitreise in eine längst verschwundene Arbeitswelt.
Umrahmt vom Duo Anton Sjarov (Violine) und Wilhelm Grote (Gitarre), die passend zum Thema eine Fassung des „Bürgerliedes“ aus der 48er Revolution anstimmten, beschrieb Korff in Auszügen aus seinem unlängst erschienen Buch „Die Hütte“ Erlebnisse aus seiner Kindheit im Umfeld der Rintelner Glashütte.
Von der Sesshaftwerdung der Wanderglasarbeiter schlug er den Bogen über gut gezeichnete Charaktere wie den des Glasbläser-Onkels Robert, führte Sprachraritäten der aus ganz Deutschland stammenden Hüttenarbeiterschaft vor, zeichnete lebendig erzählte Skizzen des Rintelner Glasarbeiterlebens bis hin zum Ende der Handarbeit in der Maschinenglashütte.
Bei den Zuhörern wurden Erinnerungen wach: an einstige Träume von richtigen Fußbällen, Räuber- und Gendarmspiele, ans Stromsparen und an Malzkaffee aus dem Konsumladen. „Das war eine fest gefügte Solidargemeinschaft“, so Korff, der auch auf die Sozialleistungen der Unternehmer hinwies. Die jedoch seien durchaus „zwiespältig“ gewesen: einerseits die Bereitstellung von Nahrung und Obdach für Flüchtlinge, andererseits klare Fronten in der Ablehnung gewerkschaftlicher, sozialdemokratischer oder gar kommunistischer Bestrebungen.
Noch in den 50er Jahren sei die Arbeit auf der Hütte „eine große Maloche“, also schwere körperliche Arbeit, gewesen. Dennoch hätten die Arbeiter großes Ansehen genossen. Heute seien Lärm und andere Stressfaktoren an die Stelle der „Maloche“ gerückt. Und andere Berufe, denn Glasbläser seien in der industriellen Hohlglasfertigung ganz verschwunden. Nur in Frieder Korffs Buch „Die Hütte“ leben sie noch.