Feelin´ Groovy
Feelin´ Groovy
Dienstag, 31. August 2010
Von Elvis bis ABBA, es gibt sie zuhauf, die Retro- und Revival Bands, die sich an den Hits der 60er bis 80er versuchen. Skepsis ist jedoch angebracht, wenn die Nachgeborenen Aufgewärmtes präsentieren, denn das kann mitunter den Magen verderben.
Bild: Dicht am großen Vorbild – Guido Reuter und Michael Frank
Es sei denn es handelt sich um die Jungs der „Simon & Garfunkel Revival Band“. Die begeisterte einen Abend lang ihr Publikum im „Lalü“, in dem es wirklich keinen Quadratzentimeter Platz mehr gab. Schon zum wiederholten Male in Hameln, gelang es Michael Frank, Guido Reuter und ihrer Band den emotionalen Zauber jener Welthits zu entfalten, die die Generation derer, die in den ausgehenden 60er Teenies waren, ein Leben lang geprägt haben. Da war es plötzlich wieder, das „feelin´ groovy“, diese von Weltschmerz beseelte Melancholie von Titeln wie „Bridge over Troubled Water“, „Homeward Bound“, das trotzig Rebellische in „The Boxer“ oder „I´m a Rock“.
Erinnerungen stiegen auf, an eine ganz andere Zeit, an die väterliche Standpauke nach dem heimlichen Kinobesuch von „Die Reifeprüfung“, 1967 mit dem blutjungen Dustin Hoffman und dem Titelsong „Mrs. Robinson“, der die Glut der Rebellion gegen das Spießertum der Alten schürte. Was blieb sind all die traurig schönen Songs wie „Sounds of Silence“, „Cecilia“, „Scarborough Fair“ und viele andere.
Warum gelingt es dieser Band, das alles wieder hochkommen zu lassen? Sind doch die Akteure nicht einmal Kinder jener Zeit. Die Antwort ist simpel. „Uns gefällt einfach die Musik und ihre Emotionalität“, erklärt Michael Frank. Und Guido Reuter ergänzt: „Das ist doch schön gemacht, die zwei Stimmen, die Arrangements, die Akzente, die gesetzt werden.“ Die „Simon & Garfunkel Revival Band“ versucht weder nachzuahmen noch zu parodieren noch krampfhaft zu modernisieren. Sie geben sich ganz einfach dem „feelin´ groovy“ hin, mit viel solidem technischen Können, Einfühlsamkeit und spürbarer Freude am musikalischen Vorbild. Sie arbeiten den zeitlosen Gehalt der Songs heraus, das reicht.
Der Erfolg beim zu zwei Drittel weiblichen Publikum resultiert nicht zuletzt darin, dass an diesem Abend im Verborgenen wohl viel Erinnerungsarbeit geleistet wurde. An die Jugendzeit, in der das Leben noch voller Möglichkeiten schien, an die sanfte Seite der Rebellion, an die damalige Hoffnung auf Liebe, Frieden und Glück. Kurz: es war „Revival“ vom Feinsten, ein Abend, an dem man sich noch mal richtig „groovy“ fühlen durfte. So wie vor 40 Jahren.