Pawlowski forte
Pawlowski forte
Montag, 01. November 2010
Die Initiatoren durften mit der Resonanz zufrieden sein. Etwas mehr als 80 Neugierige waren in die vom Elternverein der Grundschule in einen Theatersaal verwandelte Aula gekommen, um „Das Orakel von Elfi“ zu befragen. „Wir präsentieren Ihnen Verheißungen und Weissagungen zur Lage der Nation“, hatten Senior Dr. Klaus Pawlowski, Sohn Peter und Uschi Siemon als das die Glaskugel befragende Medium versprochen.
Was die begeisterten Zuschauer erlebten, war alles andere als Hokuspokus. Mit spürbarer Spielfreude nutze das Trio die drei Stufen zur Bühne, um einen witzigen, intelligenten und wortgewaltigen Kabarettabend fernab jedes TV-Comedy-Getöses zu inszenieren.
Das kritische Reimen ist Klaus Pawlowskis Lieblingsbeschäftigung. Und das seit Kindesbeinen an. Dafür hat der aus Hachmühlen stammende, in Bad Münder und Hameln zur Schule gegangene gelernte Schriftsetzer und spätere Sprachwissenschafter an der Uni Göttingen eben ein Händchen oder besser Mündchen. Ob mit dem versöhnlichen „Optimisten-Boogie“, der die Show abrundete, ob kritische Gesänge und Texte zu Themen wie Gesundheitsreform („Ab jetzt operieren wir zuhause“), einer herrliche Erlkönig-Variante über einen misslungenen Start in die Urlaubsreise als Zugabe, immer steht das anspruchsvolle, kunstvoll gestaltete Wort im Vordergrund.
Das bringen die Drei auch ohne technische Verstärkung absolut verständlich über die Rampe. Pawlowski unplugged. Kein Wunder, denn als Rhetoriktrainer wissen Uschi Siemon und Klaus Pawlowski deutlich und klar zu artikulieren. Ergänzt wird ihre sprachliche durch die großartigen mimischen Leistungen von Peter Pawlowski.
Glanzpunkte des Programms sind ganz sicherlich die vertraulichen Gespräche im Blumenladen des Reichstags, in denen eine von Guido Westerwelle träumende Rose zusammen mit einem Kaktus und einer Palme über den „dicken Sigmar“ und all die anderen Politiker herzieht.
Bittersüß der neu ins Programm aufgenommene Sketch, in dem ein Förster einer Besucherin sein im Harz eingerichtetes Schutzreservat für Hartz IV-Bezieher erklärt. Und auch der soeben 80 gewordene Opa, der unerwartet Besuch von AOK und Finanzamt erhält, erlebt eine bitterböse Überraschung.
Trotz ernstem Hintergrund amüsierte sich das Publikum köstlich, sprach den kulinarischen Angeboten des Elternvereins kräftig zu und freute sich mit Schulleiterin Barbara Schnabel über eine rundum gelungene Veranstaltung und darüber, dass die Eimbeckhäuser Grundschulaula absolut kleinkunsttauglich ist. „Das war bestimmt nicht die letzte Veranstaltung hier“, fasste die Rektorin die Erfahrungen mit dem auf Initiative des Münderaner Redaktionsbüros Zeilensprung zustande gekommenen Abends zusammen.