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„Hausgeister“ in der Galerie Faita

„Hausgeister“ in der Galerie Faita

Sonntag, 22. Mai 2011

Sie ziehen die Blicke fast magisch an, die von Heike Post geschaffenen, vermeintlich perfekten rostbraunen Torsi im kleinen Hof der Keramikgalerie von Margret Faita. Doch der erste Eindruck trügt. Lange Risse durchziehen die Oberflächen, bedrohen die scheinbare Perfektion.

Bild: Zerstörte Perfektion. Heike Post und einer ihrer Torsi.

Heike Posts Torsi sind Teil der jetzt angelaufenen Sommerausstellung der Galerie Faita. Die trägt den bezeichnenden Titel „Hausgeister“ und zeigt Werke von international renommierten Keramikkünstlern, die seit Gründung der Hamelner Galerie vor 19 Jahren deren Weg kontinuierlich begleitet haben. „Die sind immer wieder hier herumgegeistert“, so die Galeristin Margret Faita, deren Haus in der internationalen Keramik-Kunstszene einen guten Namen hat. „Man braucht nicht in die großen Metropolen zu gehen“, so Faita, „im Gegenteil, in einem kleinen Fachwerkhaus kann man viel besser zeigen, was mit Keramikkunst möglich ist und wie man damit leben kann.“

Im Garten sinniert derweil Heike Post aus dem Münsterland über die „Zerstörung der Perfektion“, gleich ob in ihren durch Risse bedrohten perfekten Körpern oder in einem Stapel aufgeschichteter Würfel, deren mathematische Exaktheit zu verfließen und zu zerbröseln droht. Was wie Metall aussieht, ist gebrannter Ton, der mit Kupferoxid überzogen wurde.

„Die Idee zur Gestaltung eines Objekts springt vom Material auf den Keramiker über“, erklärt die Künstlerin. Alle Keramikkünstler seien „materialverliebt“. Erst komme „das Tun an sich, dann erst die gestalterische Idee.“ Keiner könne jenem Moment widerstehen, wenn er den Ofen öffne. Das Material mache niemals absolut das, was man wolle. „Gerissen, gebrochen, gestaunt“, so charakterisiert die Künstlerin ihren Arbeitsprozess.

An die dabei angewandten  Urkräfte der Natur erinnern auch die aufgebrochenen Vasen von Jochen Rüth. Dickwandige Verkrustungen und Aufbrüche, die mit Einsatz eines Gasbrenners, mit Zusätzen von Salz beim Brennen, mit Versinterungen und Verglasungen bei sehr hohen Temperaturen in einer Schamottekapsel erzeugt werden. „Schon der Herstellungsprozess erinnert an erdgeschichtliche Urgewalten, die die Zeiten überdauern, und das Ergebnis ist einzigartig“, begeistert sich Margret Faita.

Den Kontrast dazu bilden  feinere, porzellanartig fragile Kreationen von Elke Sada und Eva Koj, und Martin McWilliams sucht Drei- in Zweidimensionales zu verwandeln. „Formwille und eigene Handschrift machen Keramik zur Kunst“, so Margret Faita.

Abseits jeden konsumistischen Massendesigns verzaubern ihre „Hausgeister“ die Urkräfte der Natur in beeindruckende Formen. Ihnen zu begegnen, ist ein Erlebnis. Wer das will, der kann. Noch bis zum 6. August.

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