Berliner Staats- und Domchor in der Stiftskirche Fischbeck
Berliner Staats- und Domchor in der Stiftskirche Fischbeck
Montag, 03. Oktober 2011
Angesichts des frühherbstlichen Bilderbuchwetters ging der St. Johannis-Gemeinde Paul Gerhardts „Die güldne Sonne“ mit besonderer Freude über die Lippen. Aber nicht nur die auf den 14 Stufen der Stiftskirche drapierten farbenprächtigen Feldfrüchte erfreuten die Besucher des Erntedank-Gottesdienstes.
Bild: Stiftsdame Ruth Wendorff freute sich über ein Wiedersehen mit Kai-Uwe Jirka
Mit dem Staats- und Domchor Berlin unter der Leitung von Kai-Uwe Jirka bereitete Pastor Matthias Voigt seiner Gemeinde eine besondere Überraschung.
Der 1465 gegründete Chor ist die älteste musikalische Einrichtung Berlins. Im 19. Jahrhundert kam der Chor unter der Leitung von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu internationalem Ansehen, heute ist er Teil der Universität der Künste Berlin. Derzeit werden rund 300 Knaben- und Männerstimmen im Chor ausgebildet. Prominentes Mitglied ist der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister.
Die Klosterkirche Wittenburg bei Elze, die Fischbecker Stiftskirche, St. Martini in Stadthagen, die Rotenburger Stadtkirche und St. Marien in Lübeck sind Stationen einer Kurztournee des Ensembles. Für dessen Leiter, Prof. Kai-Uwe Jirka, eine Reise an frühere Wirkungsstätten.
Auch in Fischbeck traf Jirka, der 1988 als 18-jähriger Zivildienstleistender in der St. Petrus-Gemeinde Springe seine Chorarbeit begonnen hatte, alte Freunde wieder. Ein besonderes herzliches Wiedersehen gab es dabei mit der 90-jährigen Ruth Wendorff, der ältesten der sieben im Stift lebenden Damen. Ruth Wendorff freute sich: „Ich kenne Kai-Uwe seit er mit dem Kinder- und Jugendchor Springe und später mit den Quilisma-Chor hier in Fischbeck zu Gast war. Auch als er vor sechs Jahren dann nach Berlin ging, ist der Kontakt nie abgerissen.“
Zusammen mit Äbtissin Uda von der Nahmer und Pastor Matthias Voigt ist Ruth Wendorff glücklich darüber, dass die von Kai-Uwe Jirka begründete Tradition der Chorgastspiele von Jirkas Nachfolger in der Leitung des Quilisma-Jugendchores, Stefan Doormann, weitergeführt wird.
„Natürlich stehen die sakralen Gesänge bei unserem Auftritt im Erntedank-Gottesdienst im Vordergrund“, erläuterte Jirka. Zum Auftakt präsentierte der 60-köpfige Chor Giovanni Pierluigi da Palestrinas Bearbeitung von Psalm 42 „Sicut cervus“. Mit den Vertonungen der Psalme 130 „Aus tiefer Not“ und 46 „Ein feste Burg“ griff der Chor dann auf Werke von Johannes Eccard (1553-1585) zurück, eines seiner Leiter, der den seinerzeit zwölf Sänger umfassenden Chor zu einer ersten Blüte geführt hatte.