Jazztival im Hamelner Lalu
Jazztival im Hamelner Lalu
Sonntag, 30. Oktober 2011
„Nein, Dixieland steht heute nicht auf dem Programm“, so „Jazztival“-Inititator Dr. Jobst-Walter Dietz. Zum neunten Mal war es dem Hefehof-Chef gelungen mit dem „Julia Hülsmann-Trio“ und „Nicole Jo“ und Band zwei absolute Spitzenformationen für ein Konzert ins fast ausverkaufte Lalu zu verpflichten.
Bild: Nicole Jo im Lalu
Seit 1998 spielt die Saarländerin Saxophonistin Nicole Johänntgen zusammen mit Elmar Federkiel (drums), Stefan Johänntgen (keys) und dem unlängst dazu gekommenen Bassisten Philipp Rehm als „Nicole Jo“ Neo-Bop. Schon nach wenigen Tönen war klar, dass die Musikerin und ihre Begleiter nicht bloß als „Hülsmann-Vorgruppe“, sondern als absolut gleichwertiger Part des „Jazztival“-Konzertabends anzusehen waren.
Die überwiegenden Eigenkompositionen der Bandmitglieder betörten durch ihre ausdrucksstarken Klangbilder, lyrisch-poetische Klangsentenzen und opulente, virtuose Soundpaletten ebenso wie durch explosive Hardbop-Läufe einer glänzend aufgelegten Saxophonistin, die ihr Instrument mal flüstern, dann wieder singen, dann hart am Rande zu Free-Jazz-Improvisationen kreischen ließ, dass es eine wahre Freude war.
Mit kongenialer Virtuosität auch die Begleiter: Philipp Rehm am Double-Bass begeisterte mit einem sensationellen, sich zwischen perkussiven Slap-Riffs und filigranen Gitarren-Eskapaden bewegenden, minutenlangen Solo. Und auch Stefan Johänntgen am E-Piano meisterte nicht nur beim „Smell of Spring“, einem Ritt durch die Jahreszeiten, zupackende Läufen zu den breit gefächerten Rhythmusvariationen von Drummer Elmar Federkiel.
Als zweites Highlight des Abends dann das „Julia Hülsmann-Trio“: herrlich offene, gleichzeitig aber enorm dichte Musik. Wenige Töne auf dem Flügel reichten Julia Hülsmann, um mit scheinbarer Beiläufigkeit, in einem sanft dahin fließenden, aber keinesfalls durchweg ruhigen Fluss der Töne den „Grand Canyon“ ebenso ins Lalu zu zaubern wie einen französischen Kreisverkehr. Hülsmanns Thelonious Monk-Hommage „Who´s next?“, die Eigenkomposition „Storm in a Teacup“ von Drummer Heinrich Köbberling und vor allem Julia Hülsmanns Bearbeitung des alten Ufa-Tonfilmtitels „Kauf Dir einen bunten Luftballon“ ließen die Töne mit aufgeräumter Virtuosität dahin fließen, brachten Bewegung und Verweilen zusammen. Kurz: ein Abend zum Zuhören, zum sich Verlieren in musikalischen Details, die irgendwie auch mit den derzeit im Hefehof ausgestellten „takeART“-Aquarellen korrespondierten: Klänge, mitunter wie hingetupft, die sich von äußerster Zartheit bis zum hämmernden Groove ins Ohr schmiegten.