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Wenn das Herz unter Druck gerät

Wenn das Herz unter Druck gerät

Donnerstag, 03. November 2011

„140 zu 80, das liegt ja fast im Normbereich“, freute sich einer der Teilnehmer der Informationsveranstaltung. Im Foyer des Martin-Schmidt-Konzertsaals hatte er von der Möglichkeit einer fachgerechten Blutdruckmessung Gebrauch gemacht.

Bild: Dr. Peter Mäckel informierte über „Bluthochdruck“

„Herz unter Druck“, das ist das Motto der diesjährigen „Herzwochen“ der Deutschen Herzstiftung, die bundesweit bis zum Monatsende über die Gefahren des Bluthochdrucks und dessen Zusammenhang mit Herzerkrankungen informiert.

Rund 18 bis 35 Millionen Bürger leiden hierzulande an Bluthochdruck. „Das sind Schätzungen. Schlimmer noch, Millionen wissen es nicht und wieder Millionen werden von den Hausärzten nur unzureichend behandelt“, so der Kardiologe und Leitende Arzt an der Deister-Süntel-Klinik, Dr. Peter Mäckel.

Obwohl die Folgen unerkannten Bluthochdrucks wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschädigungen oder Sehkraftverlust gravierend sind, war nur ein Dutzend, zumeist an Bluthochdruck leidender Patienten zum Vortrag gekommen. „Das ist das große Problem, dass die, die es angeht, einfach nicht kommen“, klagte Mäckel. Was sicher auch damit zu tun habe, dass sich Hochdruck über die Jahre als „eine schleichende Krankheit“ entwickele, die ohne fühlbare Anzeichen sei. „Erst die Folgen sind dafür um so dramatisch“, weiß der Mediziner.

Das Herz sei „das Zielorgan der Hochdruckschädigungen“, gerate wortwörtlich „unter Druck“. Anschaulich und praxisnah erläuterte Mäckel nicht nur die Gefahren, sondern vor allem  Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Hochdruckerkrankung.

Zu deren bekannten  Auslösern wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Alkohol und zu salzreicher Ernährung fügte Mäckel überraschenderweise auch „zuviel Lakritze“ hinzu. Die sei infolge einer chemischen Wechselwirkung mit Cortison geradezu ein Hochdruckverursacher.

Gravierender allerdings sei die Übersalzung der Nahrung. Mäckel dazu: „Salz ist Geschmacksträger, aber sechs Gramm pro Tag reichen. Daher nicht nachsalzen, keine Tiefkühlkost und Schinken, Wurst und Salami meiden.“ Selbst in Dosenspargel seien Unmengen Salz enthalten. „Natriumarm bedeutet praktisch gar nichts, denn Natrium ist 2,5 Mal so schädlich wie einfaches Kochsalz, also Natriumchlorid“.

Neben den richtigen Blutdruckmessverfahren fanden vor allem die richtigen Werte großes Interesse. „100 plus Lebensalter ist Unsinn, dann müsste ein 90-Jähriger ja konstant 190 Hochdruck haben. Damit wird er aber erst gar nicht so alt“, führte Mäckel die beliebte Faustregel ad absurdum. Das Ziel der neuen Richtwerte sei es, einen Wert unter 140 zu 90 anzustreben. „Ist die Niere bereits geschädigt und scheidet Eiweiß aus, sollten Sie unter 130 zu 80 kommen“ riet der Kardiologe.

Mäckel widmete sich ausführlich dem bei Hochdruck eingesetzten Medikamentenspektrum wie etwa ACE-Hemmer, Diuretika oder Beta-Blocker. „Die haben alle die gleichen Wirkstoffe, der Preis bestimmt sich durch die Trägerstoffe“.

Neueren operativen Verfahren bei therapieresistentem Hochdruck wie der Verödung von Nervenfaser in den Nierenarterien oder Eingriffen an den „Baro-Rezeptoren“ der der Halsschlagader steht der Herz-Experte noch skeptisch gegenüber. „Sehr risikoreich, da muss noch viel geforscht werden.“

So bleiben neben einer aktiven Aufklärung über die schleichende Gefahr vor allem die bewährten Vorbeugemaßnahmen, um das Herz nicht allzu sehr unter Druck geraten zu lassen: Bewegung wie Radfahren, fünf Mal pro Woche eine halbe Stunde, sich zum Alltagsstress einen Ausgleich schaffen, statt zu fetter und zu salzreicher Nahrung sich lieber mit mediterraner Leichtigkeit ernähren.

„Und natürlich ab 50 Jahren jedes halbe Jahr den Blutdruck und die Blutwerte kontrollieren lassen, damit der Hochdruck rechtzeitig erkannt wird.“ Denn dass der kommt, dafür sprechen Statistik und moderne Lebensweise.

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