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„Viva Voce“ in Hameln

„Viva Voce“ in Hameln

Donnerstag, 15. Dezember 2011

„Danke“ rief eine ältere Dame ergriffen in den Moment der Stille zwischen dem Verklingen des letzten Tons des „Halleluja“ und dem losbrechenden Applaussturm. Danke für ein schönes Konzerterlebnis. Dabei hatten die fünf jungen Männer angekündigt: „Wir schenken uns nix“.

Bild: Feierten eine heiße Weihnacht in der Hamelner Sumpfblume – Viva Voce

Längst sind die Sänger der 1998 gegründeten A-cappella-Formation jenem Alter entwachsen, da sie als Mitglieder des renommierten Windsbacher Knabenchors Weihnachtslieder sangen, und auch die Bezeichnung „Boygroup“ will nicht mehr so recht greifen.

150 Auftritte absolvieren die Fünf derzeit im Schnitt pro Jahr. In Hameln haben sie jetzt zum dritten Mal Station gemacht, aber auch international findet ihr ausschließlich mundgemachter „Vox-Pop“ von Chile bis China eine wachsende Fangemeinde.

„Viva Voce“, das ist keine Teenie-Boygroup mit zappliger Bühnenshow, vielmehr erweisen sich die Fünf aus Franken als ausgewachsene Profis. Sie beherrschen ihr auf klassischer Stimmbildung beruhendes Handwerk, präsentierten witzige und dennoch intelligente Zwischenmoderationen und zeigten ein sensibles Gespür für die Gefühlslage des Publikums in der restlos ausverkauften Sumpfblume.

Ein Glücksgriff auch ihre  Einbeziehung von „Carolin No“. Die Berliner Sängerin Caro Weißenberg und der Pianist Andreas Obieglo boten mit „Loveland“ ein unter die Haut gehendes Gesangsintermezzo, glänzende Klaviersoli und bewiesen, wie viel „wenig“ sein kann.

Die gesamte Weihnachtsmischung dieses Konzertabends mundete. Einerseits tiefe Besinnlichkeit bei interessant arrangiertem, traditionellem Weihnachtsliedgut wie etwa dem vom Mateusz PhoutHavong vorgetragenen „Maria“, gleich drauf aber wieder heiße Weihnachtsrhythmen, voll überschäumender Freude und satirischen Spöttereien. Reich beklatscht die Geschichte vom depressiven Weihnachtsmannes, die der „Gans im Glück, die ihr Schicksal noch nicht so ganz verstanden zu haben schien, und auch der Kampf gegen nachweihnachtliche kulinarische Problemzonen amüsierte nicht nur das weibliche Publikum.

So lauschte unter dem großen an die Wand projizierten „Stern von Bethlehem“ auch jene foto- und interviewscheue Lehrerin der Basberg-Schule, die zu ihrem 60. Geburtstag 55 Kolleginnen  und Kollegen zum Konzert eingeladen hatte,   ergriffen der von Bass Heiko Benjes mit wunderbar sonorer Stimme vorgelesenen Geschichte vom „doppelten Weihnachtsmann“.

Die gelungene Melange von jeder Menge Jungmänner-Charme, großem stimmlichem Können und vorweihnachtlicher Besinnlichkeit mit einem harmonischen Schuss temperamentvoller Beschwingtheit rissen die Hamelner zu Beifallsstürmen hin.

Die Band dankte mit mehreren Zugaben. Draußen auf der Treppe gab´s  dann noch ein „Happy Birthday“-Ständchen für die Pädagogin und zum Abschied das „Hamelnlied“. Auch das natürlich a-cappella.

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