Theaterspaß mit „Bauer braucht Sau“
Theaterspaß mit „Bauer braucht Sau“
Mittwoch, 16. Mai 2012
Bauer Anton ist sauer. Seine Lieblingssau Monika ist tot. Schuld ist Bruder Ludwig mit seinen Versuchen einem chinesischen Rezept ewiger Jugend nachzuspüren. Zudem sucht Antons Tochter eine Frau für ihn, ausgerechnet bei „Bauer sucht Frau“, und als auch noch Frau Ackermann von der „Kölschen Bank“ ein Millionengeschäft mit Ludwigs Rezept wittert, steht einem turbulenten Verwechslungsspiel nichts mehr im Wege.
Bild: Will ihren Vater bei „Bauer sucht Frau“ unter die Haube bringen. Antons Tochter (Heike Schmidt) fädelt allerlei Verwechslungen ein. Der vermeintliche Fernsehredakteur Boris (Dmitry Alexandrov) staunt.
Was Theater-Chef Peter Millowitsch mit seinem fünfköpfigen Ensemble auf die Bühne des Kammermusiksaals brachte, war einmal mehr hochprofessionelles Volkstheater. Die in knapp 2 ½ Stunden aufgebaute Kulisse erwies sich als äußerst funktionell: drei Auf- und Abgänge, ein Tisch, ein riesiger roter Kühlschrank, ein altes Radio, eine Kaffeemaschine, das reichte, um dem von Barbara Schöller und Peter Millowitsch geschriebenen Schwank hinreichend Schwung zu geben.
Dessen Versatzstücke sind wie die Gesten tausendfach erprobt und wurden perfekt auf die Bühne gebracht. Jeder Schritt, jeder Blick, jede Miene, jeder Satz ebenso passgenau wie die originelle, typgerechte Kostümierung.
Keine Frage, da ging so manchem Amateurtheaterspieler im nicht ganz gefüllten Martin-Schmidt-Konzertsaal ob so viel handwerklichen Könnens das Herz auf. Ob nun Heike Schmidt als sexy Blondine mit grellrot aufgespritzten Lippen, die aus „Verbotene Liebe“ und „Alles Atze“ bekannte Melanie Steffens als dicke Friseuse Monika oder die Kölner Schauspieldozentin Carmen Heibrock als schwarzbebrillte Bankerin Josephine Ackermann, das Damentrio bewies nicht nur viel Charme und Ausstrahlung, sondern ließ durch Anklänge rheinischer Intonation auch einen Hauch „Kölsch Tön´“ in den Saal schwappen.
„Selbst in Köln können wir kaum noch auf Platt spielen“, bedauert Millowitsch. „Das versteht auch da kaum einer. Mein Vater hat noch ganze Stücke nur in Mundart gespielt.“
Ein bisschen ist es wie beim Kasperletheater. Handlungselemente und Ablauf sind vertraut, der Zauber aber entfaltet sich jedes Mal aufs Neue. „Das sind genau dieselben Mechaniken, die da wirken. Manchmal denke ich, dass, wenn ich ins Publikum rufe ´seid ihr alle da´ die auch ´jaaaa!´ rufen würden“, stellt Peter Millowitsch fest.
Und auch an diesem Abend in Bad Münder weiß er, ob als Bauer, in Kleinausgabe als Handpuppe oder als Chinese im orangefarbenen Kimono, sein Publikum glänzend zu unterhalten.
Bild: Kann das Durcheinander kaum fassen. Bauer Anton (Peter Millowitsch) und seine Tochter (Heike Schmidt) stehen inmitten turbulenter Verwechslungen und Verwirrungen.
Der Martin-Schmidt-Konzertsaal hat sich als geeigneter Aufführungsort erwiesen. „Da immer mehr Spitzentheater auch die Regionen entdecken, werden wir künftig öfter solche Ensembles begrüßen können“, kündigte GeTour-Kulturmanager Thomas Slappa an.
Bilder der Aufführung