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Gerhard Glück im Hamelner Kunstkreis

Gerhard Glück im Hamelner Kunstkreis

Sonntag, 17. Juni 2012

Wenn Sie wissen wollen, wie ein beim Sonnenblumenklau ertappter Vincent van Gogh aussieht, oder  sehen wollen, wie Narziss seinen „virtuellen Touchscreen“ berührt, gar neugierig sind, was ein Reiseleiter seinen Anvertrauten angesichts eines Fauns mit erigierten Penis in pastoraler griechischer Landschaft rät, dann sind  Sie bei der Ausstellung des Kunstkreises mit Werken von Gerhard Glück goldrichtig.

Seit langem zählt der in Kassel lebende Cartoonist zu den bedeutendsten seiner Zunft, zieren seine Werke namhafte Blätter wie  Süddeutsche, Neue Züricher oder  Zeit.

Für die Hamelner Ausstellung, die bis zum 12. August im Kunstkreis zu sehen ist, wurden exklusiv einige Original-Arbeiten aus Glücks Reihe „Komische Kunst“ ausgesucht.

„Wer Glück hat, hat Glück“, so Laudator Richard Peter, der in einem humorvollen Text das Augenmerk der zahlreichen Besucher aufs Wesentliche von Glücks Zeichnungen lenkte. Die seien etwa, zum Glück, im Gegensatz zu denen anderer berühmter Kollegen weniger von Aktualität getrieben. Alle Zeichnungen behandeln das Thema „große Kunstwerke und Künstler“ und rückten „das Große in der Kunst auf Augenhöhe“. Richard Peter: „Dabei nimmt Gerhard Glück Bekanntes und banalisiert es.“ Und bleibt  dennoch immer tiefgründig, intelligent und auch anspruchsvoll. „Ein bisschen setzt er schon voraus, und man muss viele Frösche küssen bis ein Prinz draus wird“, so der Laudator.

Erschließt sich beispielweise „Das Urteil des Paris“, drei verblühte alte Damen, denen auf einer Parkbank ein Zeitung lesender Hagestolz gegenüber sitzt, noch unmittelbar, so ist Edward Hoppers „Zweifel am Weg“ ohne Kenntnisse von Künstler und Werk nur oberflächlich deutbar.

Gerhard Glücks „komische Kunst“ reiße die Kunstgeschichte zwar nicht aus den Fugen, hebe sie aber dennoch auf ein ungewohntes Podest, so Peter.

Von Sprechblasen-Kunst jedoch sind Glücks Blätter weit entfernt. Statt den Stilmitteln traditioneller Cartoonistik trifft der Zuschauer in Glücks Werken auf ausgefeilte, stimmungsvolle Bildideen,  die ihren letzten Kick, ihre Pointe,  durch eine blasse, fast zaghafte Bleistiftunterschrift bekommen.

Farbe, Form und Bildgestaltung sprechen aber oft  auch für sich. Wie im verblüfften Blick des beim Sonneblumenklau unter fahlgelber Sonne ertappten (zweiohrigen) Vincent van Gogh.  Gerhard Glücks „komische Kunst“, ein echter Glücksgriff im Sommerprogramm des Kunstkreises Hameln.

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