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Literarisches Speed Dating auf dem Hermannshof

Literarisches Speed Dating auf dem Hermannshof

Sonntag, 08. Juli 2012

„Ich bin erstaunt wie reif und in sich ruhend der Text ist“, lobte die im Projektmanagement der Kulturförderung der Region Hannover tätige Martina Mußmann den Textauszug aus Ulla Lenzes Roman „Der kleine Rest des Todes“. Zusammen mit Scharen anderer Literatur- und Kunstfreunde erlebte Mußmann die gelungene Premiere einer ganz besonderen Form von literarischer Lesung.

Bild: Autoren, Verleger, Veranstalter – von li.: Jan Böttcher, Rabea Edel, Katharina Born, Eckhart Liss, Dietrich zu Klampen, Franziska Gerstenberg, Kolja Mensing und Ulla Lenze

„Speed Dating“, erklärte die niedersächsische Kulturministerin Johanna Wanka in ihrem Grußwort, sei eigentlich eine aus den USA übernommene Kennenlernform, eine Begegnung im Minutentakt, mithin auf Äußerlichkeit und Oberflächlichkeit angelegt. Hier aber erlebe man das genaue Gegenteil.

Sechs vom Land Niedersachsen geförderte, bereits mehrfach ausgezeichnete Autorinnen und Autoren lasen im Halbstundentakt an drei verschiedenen Orten im weitläufigen Hermannshofer Parkgelände: mal vor den im Schein der Abendsonne  golden schimmernden Scheiben des fast einhundertjährigen Tee-Pavillons, mal im schummrigen Licht einer Lichtung neben der Obststreuwiese, mal in der von nüchternem Weiß und Lindgrün dominierten Terrasse des Haupthauses. Das hatte sich in den vorausgegangenen Tagen in ein „Literaturlabor“ verwandelt, denn die sechs Nachwuchstalente hatten ein mehrtägiges, anstrengendes Programm absolvieren müssen, das in der als „Speed Dating“ konzipierten Lesung gipfelte.

Mitorganisator und literarischer Berater war der Völksener Verleger Dietrich zu Klampen: „Auf dem Programm dieses „Literaturlabors“ standen beispielweise Workshops mit Schülern der Deutsch-Leistungskurse des Otto-Hahn-Gymnasiums, Fachgespräche mit Experten über Autoren- und Urheberrechte, Organisation und Formen von Lesungen, und andere Themen, die Verleger, Autoren und im Kulturmanagement Engagierte eben so interessieren.“

Literaturförderung in Niedersachsen sei breit aufgestellt und trotz geringer Kosten sehr effektiv, lobte die Ministerin, sichtlich angetan von der Atmosphäre auf dem Hermannshof.

Der Verein „Kunst und Begegnung Hermannshof“ feiert in diesem Sommer sein 20-Jähriges und darf nicht zuletzt dank der unermüdlichen und rührigen Bemühungen seines Geschäftsführers Eckhart Liss auf manch denkwürdiges Kultur-Highlight zurückblicken. „Einer der wenigen Kultur-Leuchttürme in Niedersachsen“, stellte Vereinschef Martin Beyerdorf fest. Die Ministerin widersprach nicht.

Bild: Die Autoren – von li.: Franziska Gerstenberg, Ulla Lenze, Jan Böttcher, Kolja Mensing, Katharina Born (hinten) und Rabea Edel

„Das hat seine Ursachen auch in der Gründung von Haus und Hof durch Hermann Rexhausen in den 20er Jahren“, erklärte Liss. „Bei uns herrscht eine familiäre Atmosphäre, eine gewisse Haltung, Ruhe, Muße, und manchmal bleibt die Zeit einfach stehen.“

Ideal für Literaten, so  Jungautorin Franziska Gerstenberg: „Hier liegt einfach Kunst in der Luft, sehr idyllisch, da kann man viel arbeiten, konstruktiv streiten und gut essen.“

Derart motiviert gab Kolja Mensing der 85-jährigen Christa Wanderer sogar noch eine kleine private Extra-Lesung.  Einer der vielen herzerfrischenden Momente dieses rundum gelungenen „Literarischen Speed Datings“.

 

Obstwiesen-Epos und Dickicht-Drama

„Wir haben sie lange gedrängt und gelockt, und jetzt ist sie endlich da“, frohlockte der Geschäftsführer des Vereins „Kunst und Begegnung Hermannshof“, Eckhart Liss. Und die niedersächsische Kulturministerin Johanna Wanka machte aus ihrem Besuch auf dem Hermannshof in Völksen dann auch weit mehr als nur einen höflichen Pflichttermin.

Zusammen mit Scharen von Literaturbegeisterten erlebte Wanka die Hemannshofer Premiere eines „Literarischen Speed Datings“, bei dem sechs junge, vom Land Niedersachsen geförderte Talente im Halbstunden-Takt an drei verschiedenen Orten im Park des Jugendstil-Anwesens ihre Texte vorstellten.

Das aus den USA kommende „Speed Dating“, das schnelle Kennenlernen im Minutentakt, sei eigentlich auf Äußerlichkeit ausgelegt und durch eine gewisse Oberflächlichkeit gekennzeichnet, so Wanka in ihrem Grußwort, hier aber gehe es um immense literarische Tiefe und Reife.

Bild: Dietrich zu Klampen und Ministerin Johanna Wanka

Eine Feststellung, die die Autorinnen und Autoren umgehend belegten. Gänzlich „unplugged“, ohne technischen Schnickschnack, lasen die je 20 Minuten aus ihren neuesten Veröffentlichungen. Mal im goldenen Abendlicht vor dem fast hundertjährigen Teepavillon, mal im Dämmerlicht des Dickichts neben der Obststreuweise, mal auf der Terrasse des lindgrün leuchtenden Haupthauses. Das hatte sich in den vorausgegangenen Tagen zu einer Art kleiner „Villa Massimo“ entwickelt, „Die Künstler, die wir eingeladen haben, rauschen hier nicht nur an und lassen ihre Kunst fallen, statt eines ´droppimg art´ müssen die hier drei Tage lang echt arbeiten und das auch aushalten.“

Auf dem Programm dieses „Literaturlabors“ standen neben dem abschließenden „Literarischen Speed Dating“ auch Workshops mit Schülern der Deutsch-Leistungskurse des Otto-Hahn-Gymnasiusms, Fachgespräche mit Experten etwa über Autoren- und Urheberrechte, Organisation und Formen von Lesungen und andere Verleger, Autoren und im Kulturmanagement Engagierte interessierende Themen.

„Hier liegt einfach Kunst in der Luft“, resümierte Franziska Gerstenberg, eines der sechs Jungtalente. „Hier kann man zur Ruhe kommen, konstruktiv streiten, wirklich eine sehr produktive Atmosphäre, in der wir aber auch viel gelacht und gut gegessen haben.“

Das tat dann auch die Ministerin, die zusammen mit Förderern wie der Robert-Bosch-Stiftung, der Stiftung Niedersachsen, der Kulturförderung der Region Hannover, den Autoren, ihren Zuhörern und Verleger Dietrich zu Klampen das „Speed Dating“ noch lange im „Haus im Park“ ausklingen ließ.

 

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