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Klanghorizonte – Brückenschlag zwischen Barock und Romantik

Klanghorizonte – Brückenschlag zwischen Barock und Romantik

Montag, 09. Juli 2012

„Im Nachhinein ist es doch etwas frustrierend, denn man hätte die Musik noch mehr Menschen schenken können“, kommentierte die junge Sopranistin Anna Dierl in höflichen Worten den sehr schwachen Besuch des zweiten „Klanghorizonte“-Kammermusik-Konzertes. Nur knapp zwanzig Besucher waren in die Petri-Pauli-Kirche gekommen, und erlebten ein Konzertabend, dessen Qualität in umgekehrtem Verhältnis zur Publikumsresonanz stand.

Bild: Fanden unverdient wenig Resonanz – von li.: Anna Dierl, Gordon Malerba und Pina Mohs

Mit Werken von Händel, Telemann und Bach einerseits, Dvorak, Rheinberger, Franck und Mendelssohn-Bartholdy andererseits, versuchten Petri-Pauli-Kantor und „Klanghorizonte“-Organisator Gordon Malerba, Anna Dierl und die Oboistin Pina Mohs einen wagemutigen Brückenschlag zwischen 17. und 19. Jahrhundert, zwischen  Barock und Romantik.

Mit Erfolg. Hochinteressant und rundum gelungen der Übergang von Bachs „An Wasserflüssen Babylons“, von Malerba auf der Rohlf-Orgel gespielt, hin zu den Psalmenvertonungen aus Dvoraks „Biblischen Liedern“. Nicht alltäglich, aber von besonderer Qualität die Besetzung Gesang, Orgel und Oboe, wobei vor allem  die aus Rostock angereiste Pina Mohs beim Versagen ihres Instrumentes einen bewundernswert kühlen Kopf behielt. „Wegen des Kondenswassers schloss eine Klappe nicht, und bei Kirchenkonzerten hat man keinen eigenen Raum, in dem man anspielen kann. Aber Gordon hat das Intro zweimal gespielt und es hat geklappt“, so die nervenstarke Musikstudentin.

Deren Spiel begeisterte nicht minder wie der exzellente Sopran von Anna Dierl. Die nannte zwar die Telemann-Kantate, Arie und Rezitativ „Begnadigte Seelen gesegneter Christen“ als ihr liebstes Stück des Abends, doch gelangen ihr vor allem in Händels „Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen“ sichere und glasklare Koloraturen, die ebenso entzückten wie ihre Darbietung von Händels den Abend beschließendes „Süße Stille, sanfte Quelle“.

Nach einem zwar sanften, doch emotionsgeladenen Vortrag von Francks „Panis Angelicus“ riss Gordon Malerba mit Mendelssohn-Bartholdys gewaltiger, die Rohlf-Orgel an ihre Grenzen führenden „Fantasia und Fuge in G“ die Zuhörer noch einmal fast vom Stuhl.

Barock und Romantik, das sind zwei Seiten derselben Medaille. „Auch wenn Barockmusik schlanker zu singen ist, weniger geöffnet ist als etwa Verdi und Wagner, so ist doch die Emotionalität von gleicher Intensität“, erklärte Anna Dierl. Sie hat 2010 ihr Studium absolviert und ist als freischaffende Sängerin  derzeit auf „Vorsingekurs“. Keine leichte Lebensphase, und gerade deshalb hätten die beiden jungen Musikerinnen und Kantor Gordon Malerba für diesen hochklassigen Konzertabend viel mehr Aufmerksamkeit und Respekt verdient gehabt.

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