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Auch Öko-Jeans können sexy sein

Auch Öko-Jeans können sexy sein

Sonntag, 15. Juli 2012

„Is´ die Hammer“, stöhnte einer der beiden jungen Männer und riss seine Handy-Kamera hoch. Die 19-jährige Miriam und ihre Model-Kolleginnen, die da vor dem Hochzeitshaus lang paradierten, musste einfach festgehalten werden.

Miriam, Carola, Sarah, Luisa, Linda, aber auch ihre männlichen Pendants Matthias, Eddy und Marcus zogen die aufmerksamen Blicke der Hamelner auf sich und lockten als optische Rattenfänger zahlreiche Besucher zu einer „Modenschau“ ins Hochzeitshaus.

Was nicht zuletzt dank der lautstarken Ankündigung von Anke Rettkowski auf den ersten Blick als Werbe-Maßnahme eines in Hameln ansässigen Jeans-Ladens erschien, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als eine kombinierte Gemälde-, Moden- und Umweltausstellung. Mit „Der Umweltschrei“ wollen der Münchner „Lifestylist“ Peter Parwan und der Künstler, Forscher und Entwickler Hans-Jörg Hamann auf neue Wege der Jeans-Veredelung hinweisen. Nichts weniger als eine „Umwelttotallösung“ versprechen beide in ihren ausliegenden Texten. Seit fünf Jahren arbeitet Hamann ehrenamtlich in einem  deutsch-vietnamesischen Ökoprojekt. Ein „hochmotiviertes Forschungs-, Entwicklungs und Designer-Team in einem Umfeld (…), wo Ökologie noch ein Fremdwort ist“.

Die Modenschau-Besucher werden zum einem über die Produkte informiert, hören zum anderen mit Staunen, dass die Nachfrage nach schadstoffgeminderten Jeans bislang unten einem Prozent läge.

Leider werden die Inhalte nur kurz durch eine Moderatorin angerissen. Wer sich für Details interessiert, muss auf mehrseitige Info-Blätter zurückgreifen, und erfährt, neben einem Vergleich herkömmlicher, umweltschädigender Veredelungsverfahren, von alternativen, kohlenstoffdioxidfreien, biologisch abbaubaren, ja sogar ess- und trinkbaren Textilhilfsmittel.

„Aha, also so was wie Öko-Jeans, sieht echt sexy aus“ stellt einer der männlichen Besucher fest, und staunt, wie gut die ökologisch korrekt gefertigten Beinkleider an der 18-jährigen Sandra aussehen.

Für die Tatsache, dass aus den beim Veredelungsprozess anfallenden Resten Farben für Gemälde gemacht werden, hat der Modenschau-Gast keinen so rechten Blick. Vielleicht sind das Werbegetöse und die sich überschlagenden Superlative auf den Info-Zetteln aber einfach eine Spur zu laut, klingen zu stark nach eierlegender Wollmilchsau. Fazit: Models- und Mode top, Informationsvermittlung flop.

 

Bild: Präsentierten Jeans der anderen Produktionsart – von l.: Marius Rettkowski (20), Linda Danner (21) und Matthias Ludwig (35)

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