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Hannes Torggler lässt die Königin strahlen

Hannes Torggler lässt die Königin strahlen

Dienstag, 24. Juli 2012

„Genauso haben wir uns das vorgestellt. Ein lauer Sommerabend, blühende Gärten, Wein und Musik.“ Die Fischbecker Äbtissin Uda von der Nahmer geriet fast ins Schwärmen ob der Vielzahl der Genüsse, die auf die Konzertbesucher warteten. Und in der Tat hat man wohl selten eine so gelungene Mischung von Ambiente, Atmosphäre, Gaumenfreude und Hörgenuss erlebt.

Bild: Kapitularin Ursula Schroeder (li.), der Bozener Organist Hannes Torggler und Äbtissin Uda von der Nahmer

Dass die Stiftsdamen einige Stunden vor dem Konzert Haus und Gärten öffneten, im Innenhof ausgezeichneten Roten und Weißen samt Selbstgebackenem kredenzten, hat sich als das Wohlempfinden überaus befördernde Idee erweisen. Und wenn dann im Halbdunkel der angenehme Kühle verströmenden Stiftskirche die musikkundige Kapitularin Ursula Schroeder im Rahmen ihrer Konzerteinführung demonstriert wie ein barocker Schreittanz aussieht, dann ist das Gesamterlebnis kaum noch zu überbieten.

Nicht nur die Königin strahlte also, womit sicherlich die Orgel als Königin der Instrumente gemeint war, auch das überaus zahlreich erschienene Publikum genoss die musikalische Reise vom barocken Orgelmekka Amsterdam gen Italien. „Unsere Orgel mag ihn. Die lieben sich“, hatte Ursula Schroeder schon tagsüber beim Einspielen Torgglers festgestellt, und diese Liebe trug im Konzert reife Frucht.

Buxtehudes Präludium in D, Bachs Vivaldi Adaption im „Concerto in a-Moll“, ein Hauch venezianischer Palazzoatmosphäre mit Sweelincks „Ballo del Granduca“, Tierstimmenimitationen in Daquins „Le Coucou“ und als Kontrast Bert Matters umwerfende, eminent rhythmische „Fantasie sur ´Une jeune fillette´“, deren anfängliche tänzerische Zartheit sich zum die Mauern sprengenden Fortissimo steigerte, um nach einigen Herzschlägen Stille in versöhnlichster Harmonie zu enden. Ein den Giganten Buxtehude und Bach ebenbürtiges Klangerlebnis.

Der Klangraum so trocken wie der Wein, das Programm einerseits scharf konturiert, andererseits sich so behutsam wandelnd wie eine, so Ursula Schroeder, „am Kutschenfenster vorbeiziehende Landschaft.“ Die Äbtissin hatte wohl recht, genauso paradiesisch muss ein lauer Konzertabend in Fischbeck sein.

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