Finale mit „Schrothschüssen“, Schwarzwurzeln und schwarzem Kater
Finale mit „Schrothschüssen“, Schwarzwurzeln und schwarzem Kater
Sonntag, 29. Juli 2012
Marion Komarek und Elisabeth Guske, die in diesem Jahr „Kultur in den Höfen“ zum siebten Mal organisieren, haben stets einen Plan B in der Hinterhand. Wenn sich also überm Klüt die Gewitter- und Regenwolken zusammenziehen, dann werden die satirischen Sprachspielereien von Hans-Georg Schroth und Klaus-Dieter Thöm kurzerhand vom Garten ins schmucklose, aber für Kleinkunstzwecke absolut taugliche Innere der evangelisch-reformierten Kirche in der Hugenottenstraße verlegt.
Bild: Präsentierte Texte voller Empfindsamkeit – Toni Kater beim Konzert im Hamelner „Regenbogen“
Das Publikum, das bis hinaus auf die Straße stand, erfuhr einleitend von Pastor Martin Hoffmann Wissenswertes über Calvins Lehre, Hamelner Hugenotten und die Magie des Ortes, ehe Schroth und Thöm zielsicher ihre „Schrothschüsse“ und „Hamel-Unken“ abfeuerten. Letztere eine eingedeutschte Form des englischen Limericks. Das Vierzeiler- und Aphorismengewitter brachte nicht nur die beiden Akteure derart in Fahrt, dass es sogar zu einem kleinen Programmstau kam und das „Scorzonera“-Ensemble seine Klarinettenklänge erst mit Verspätung erklingen lassen konnte. „Scorzonera, das heißt eigentlich Schwarzwurzel“, erklärt Stephan Oefler, und ein Blick auf die Instrumente erübrigt Nachfragen.
Wer das Toni Kater-Konzert im „Regenbogen“ noch erreichen wollte, musste sich sputen, doch die Eile lohnte sich, denn die schlanke 36-jährige Sängerin aus Berlin präsentierte eine gelungene Synthese aus mitunter energischer Rhythmik und überaus empfindsamen Texten weit jenseits gefälliger Selbstverliebtheit oder gar Sentimentalität. Nein, an „2raumwohnung“ wolle sie nicht fortwährend erinnert werden, das sei zu sehr Schublade. Stimmt. Toni Kater hat eigenen, unverwechselbaren Stil, setzt Texte voll intellektueller Eleganz in Lieder um, die träumen lassen und lange nachklingen. Vielleicht liegt deren Zauber darin, dass die junge Frau mit der mächtigen Gitarre vor allem zu sich und für sich selber singt. Das Publikum jedenfalls erlag dem Charme und der sanften Herbheit der Künstlerin.
Auch für die beiden Organisatorinnen endete mit dem Toni Kater-Konzert eine rundum gelungene „In den Höfen“-Ausgabe im verflixten siebten Jahr. Marion Komarek: „Rund 1500 Besucher, trotz Regen das Vorjahresergebnis gehalten, wir sind froh und zufrieden.“ Fazit: „Kultur in den Höfen“ hat sich als Markenzeichen Hamelner Kulturlebens auf hohem Niveau stabilisiert und sollte in den PR-Überlegungen interessierter Sponsoren keinesfalls fehlen.