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„Vom Tod wissen – Lebenszeit gestalten!“

„Vom Tod wissen – Lebenszeit gestalten!“

Montag, 10. September 2012

„Wir müssen vom Tod wissen, denn ohne Auflösung gibt es kein Werden. Im Wissen vom Sterben erwachen wir zum Leben“, so Hermann Wessling in seiner Einführung. Ziel der Podiumsdiskussion im Pfarrheim der katholischen St. Johannes Baptist-Gemeinde war ein umfassender Einblick in die Institutionen und Methoden der regionalen Pallitativersorgung.

 

Bild: Von li.: Dr. Frank Heithecker, Agnes Schulze-Althoff, Konstanze Lange, Hermann Wessling

Es gehe nicht darum Krankheiten zu bekämpfen, sondern den Leidenden ein bestmögliches Leben mit der häufig zum Tode führenden Krankheit zu ermöglichen, so der Hamelner Mediziner Dr. Frank Heithecker vom Palliativstützpunkt Hameln-Pyrmont.

Der seit fünf Jahren in der Palliativversorgung tätige Internist machte deutlich, dass die Wünsche und das Befinden der Erkrankten vorrangiger Maßstab aller Bemühungen seien. Sämtliche pflegerischen Maßnahmen seien darauf auszurichten.

„Dabei geht es nicht nur um Krebspatienten, auch andere Erkrankungen mit anderen Verläufen wie etwa Demenz, Asthma oder Herzerkrankungen machen palliative Versorgung bzw. Schmerztherapien notwendig“, so Heithecker.

Nach der Devise „dezentrale Versorgung bei zentralen Koordination“ stehen derzeit rund 20 dafür qualifizierte Pflegedienste, die zentrale, rund um die Uhr besetzten Anlaufstelle des Hamelner Palliativstützpunktes und zwei Hospize den rund 160000 Einwohner der Region zur Verfügung. „Neben 40 bis 50 akuten Fällen haben wir bislang ca. 400 Patienten auf den letzten Zentimetern ihres Lebensweges begleitet“, so Heithecker.

Dennoch bleibe der Hausarzt auch künftig die wichtigste Instanz der Betreuung. „Wir bieten Netz und doppelten Boden zum Hausarzt“, so Heithecker.

„Vom Tod wissen – Lebenszeit gestalten!“, so auch der Grundtenor des Beitrages der Krankenhausseelsorgerin Konstanze Lange. Vor allem viele Angehörige seien mit der Sterbebegleitung völlig überfordert. „Hier gibt es  großen Bedarf, es ist ein breites Feld zu beackern. Mit einer halben Stelle ist das nur bruchstückhaft zu leisten“, klagte die Holtensener Pastorin. Empathie, das Mitfühlen können, sei ebenso gefordert wie das „Zwischen-den-Zeilen-hören-Können“ und Einfühlsamkeit in die Spiritualität der Sterbenden.

„Was aushaltbar ist, entscheidet allein der Patient“, ergänzte die Pflegedienstmanagerin Agnes Schulze-Althoff von den AWO-Gesundheitsdiensten. Niemand sei verpflichtet etwas auszuhalten, das er nicht ertragen könne.

Schulze-Althoff mahnte zudem eine frühzeitige Auseinandersetzung mit der letzten Lebensphase an. Auch hier gelte das Prinzip Vorsorge.

Hilfe und Pflege zu organisieren, aber auch annehmen zu können, so das Fazit der Diskussion, sei nach wie vor eine menschliche Grenzerfahrung und bleibe eine große Herausforderung.

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