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Chris de Burgh – Solokonzert in Hameln

Chris de Burgh – Solokonzert in Hameln

Dienstag, 11. September 2012

„Der ist ja noch kleiner als ich gedacht habe“, so eine Konzertbesucherin, als der irische Sänger und Komponist die Bühne betritt. Körperlich klein, musikalisch aber ein ganz Großer. Mit einem Solo-Wunsch-Konzert lockte der gebürtige Argentinier, Jahrgang 1948, knapp 900 Hamelner in die Rattenfängerhalle.

Chris de Burgh ist ein Mann der eher leisen, lyrischen, romantischen Töne. Ruhig, fast etwas schüchtern sein Auftritt, dennoch springt der Funke sofort über. Ob an der Gitarre oder am Klavier, begleitet von einer großartigen Lichtregie, erobert der irische Barde die Herzen vor allem der weiblichen Konzertbesucher im Sturm.

Textzeilen wie „I wish I was sailing away with you tonight“ lassen das Publikum spürbar dahinschmelzen. Der kleine aber stimmstarke Sänger reiht treffsichere Bilder voll poetischer Kraft aneinander, Bilder etwa vom auf nassem Pflaster wartenden Romeo, oder von „the pure joy of living“, der reinen Lebensfreude, und immer wieder von romantischer Liebe.

„Borderline“ ruft eine Frau aufgeregt von ganz oben aus dem Publikum. Mit einem „As you requested“ reagiert de Burgh prompt und stimmt das entsprechende Lied an. Das Publikum ist ergriffen, erhebt sich, applaudiert.

De Burghs stille Melancholie bewegt die Herzen der Hamelner ebenso wie seine mit maßvollem Temperament vorgetragene Folklore. Wehmut, Traurigkeit und Sentimentalität dominieren. Was diesen Sänger zu einem Weltstar macht, ist seine Authentizität, die Tatsache, dass er nie in vordergründigen, gefühlstriefenden Kitsch abgleitet.

Das honoriert die Generation de Burgh mit tiefer Sympathie und Dankbarkeit: jene leicht angegrauten Familienväter, die ihre Ehefrauen begleitet haben, die schwärmenden Freundinnen, die sich an diesem Abend „High on Emotion“ ganz ihren Sehnsüchten, Träumen und de Burghs musikalischen Zärtlichkeiten hingeben.

Nichts macht dessen Stil deutlicher als seine Adaption des sozialkritischen „In the Ghetto“ von Elvis. Chris de Burgh macht daraus eine sanfte,  lyrisch-poetische Ballade, interpretiert die  Dramatik der Story mit ganz anderen Mitteln.

Und dann kulminiert der Abend mit einem die Security-Männer überaus fordernden Bad in der Menge, und natürlich mit der „Lady in Red“. Später dann drängt alles nach vorne an die Bühne, wunschlos glücklich, und  verzaubert von de Burghs „make me strong with love, hope and comfort“. In der Tat, ein kleiner Mann, doch was für ein großer Romantiker.

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