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IG BCE-Podiusmdiskussion: Gewerkschafter im Widerstand

IG BCE-Podiusmdiskussion: Gewerkschafter im Widerstand

Sonntag, 16. September 2012

„Ich habe davon bislang nur sehr wenig gewusst, nicht mehr als den Titel, viel zu wenig“, stellte einer der neun jungen Auszubildenden der Ardagh-Glashütte fest, die zusammen mit einigen ihrer Ausbilder zur Podiumsdiskussion ins Wilhelm-Gefeller-Bildungszentrum der IG BCE gekommen waren. Auf dem Programm standen Biografien von „Gewerkschaftern in Konzentrationslagern 1933 bis 1945“. Ein Thema, das den rund 30 Gästen und Seminarteilnehmern vor dem Hintergrund einer derzeit im Bildungszentrum zu sehenden, von Studierenden des Berliner Otto-Suhr-Institutes, der Gedenkstätte Sachsenhausen und der Hans-Böckler-Stiftung erstellten Wanderausstellung von zwei Experten näher gebracht wurde.

Unter der Leitung von Oliver Venzke, Gewerkschaftssekretär für Bildung und Wissenschaft in der IG BCE-Zentrale in Hannover, diskutierten die ehemalige IG BCE-Chefarchivarin Birgit Hormann und Dr. Wolfgang Jäger, einer der beiden Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung.

Die ausgewählten, von den beiden Referenten vorgetragenen Biografien beeindruckten. Vor dem Hintergrund der heraufziehenden Nazi-Herrschaft 1932 und der Monate der Machtergreifung Anfang 1933 gewannen dabei Schicksale wie die der beiden Reichstagsabgeordneten  Fritz Husemann und Heinrich Imbusch besondere Dramatik.  Husemann, im Ersten Weltkrieg hoch dekoriert, war zweiter Vorsitzender der Bergarbeitergewerkschaft und SPD-Mitglied, sein Kontrahent Imbusch,  Spitzenfunktionär der christlichen Gewerkschaftsbewegung, Mitglied im katholischen Zentrum. Anhand von Fotos und Dokumenten aus diesen und anderen Biografien entfalteten die Referenten das Bild einer heute kaum noch vorstellbaren Zeit der Not, Verfolgung, Ermordung oder Emigration. Die Hauptaussage der Experten: die fehlende Einheitsgewerkschaft habe den Widerstand erschwert. Erst nach dem Krieg entstanden aus Richtungsgewerkschaften heutige Gewerkschaftsorganisationen wie IG Metall oder IG BCE.

Jäger erinnerte: „Es gab nicht nur den militärischen und konservativen Widerstand“. Zusammen mit Birgit Hormann holte Jäger  offensichtlich  „längst vergessene Opfergruppen“ in die Erinnerung zurück.

Inhalt und Form der Veranstaltung trafen dabei den Nerv der Gäste und provozierten Fragen: wie denn die Nazis die Arbeiter für sich gewonnen hätten, warum es im Vorfeld der Machtergreifung keinen gemeinsamen Widerstand der getrennt marschierenden Gewerkschaften gegeben habe, ob es Parallelen zu heute gäbe, und woran man Nazis eigentlich erkenne.

Hans-Georg Diekmann, der Vorsitzende des Ardagh-Gesamtbetriebsrates und Chef der IG BCE-Ortsgruppe zeigte sich erfreut von der Intensität des Interesses der Auszubildenden. Und auch Dörte Apel, die für Kultur und Bildung zuständige Fachreferentin beim Wilhelm-Gedeller-Bildungszentrum,, zog ein positives Fazit: „Das war eine wichtige Ergänzung zur derzeit laufenden Ausstellung.“

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