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Märchenbuchausstellung in Deitlevsen

Märchenbuchausstellung in Deitlevsen

Sonntag, 21. Oktober 2012

Die Erstausgabe des ersten Bandes der vor rund 200 Jahren, am 20. Dezember 1812, veröffentlichten Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Wilhelm und Jacob Grimm kam noch ohne jegliche Bebilderung aus.

Bild: „Tischlein deck´ dich“ ist eines der Bildmotive, die in der Ausstellung in Deitlevsen zu sehen ist.

Doch es sind vor allem die Illustrationen, die den Märchen Nachhaltigkeit verleihen, meint Dr. Hanna Dose vom Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen.

Auf vier großen Tischen, an den Wänden und in Diele, Werkstatt und Scheune seiner Edition Einstein in Deitlevsen stellt Hans Witte historische Märchenbücher und -grafiken, Märchenspiele und allerlei Märchen-Objekte aus. Deren Palette reicht von um 1860 erschienen Märchenbüchern über mit Märchenmotiven illustrierte Schulwandkarten bis hin zu in Wittes Druckwerkstatt selbst angefertigten, modernen Märchen-Kunstdrucken.

„Märchen führen ein in die ´Anderswelt´ der sprechenden Tiere und Gegenstände, der Zauberer und guten und bösen Feen, und sie lassen uns teilhaben an den ´Suchwanderungen´ der Märchenhelden“, so Hanna Dose in ihrer Einführung. Grundlegendes Märchenmotiv sei dabei die von vielen Widrigkeiten behinderte Suche nach Glück und besserem Leben.

Wittes Bücherschau zeigt, dass in der Wahrnehmung der Leser Märchentexte und Illustrationen untrennbar  miteinander verbunden sind. „Wir erinnern Märchen hauptsächlich in Bildern“, so Hanna Dose. Jeder habe irgendein Bild von Hänsel und Gretel im Kopf, obgleich sich im Text keinerlei Hinweis auf deren Aussehen fände.

Einen hörenswerten Beitrag lieferte den sich sehr zahlreich zur Vernissage drängenden Besuchern die Literatin Felicitas Hoppe, die einige eher weniger bekannte Grimmsche Märchentexte wie „Die kluge Else“ oder „Der goldene Schlüssel“  vorlas. „Für mich sind Märchen wahre Erzählmotoren“, so die demnächst mit dem Georg-Büchner-Preis bedachte Autorin. „“Sie zeigen, wie man Geschichten erzählen muss.“

Märchen, das sind Geschichten voll Emotionalität und Intimität, Urbilder menschlicher Existenz und Schicksalhaftigkeit, eindringliche Sprachbilder, am besten vermittelt über Märchenerzähler oder das klassische, reich bebilderte  Märchenbuch.

Heutzutage jedoch seien Märchen größtenteils auf Marketingbildern reduziert, beklagte Hanna Dose am Beispiel Rotkäppchen. Doch sei der emotionale Bedarf an Märchen  unverändert vorhanden.

Zumindest einen Teil davon stillt die Ausstellung der Edition Einstein. Die ist in Kooperation mit dem Landschaftsverband Hameln-Pyrmont in der Zeit vom 25.10. bis zum 2.12. jeweils donnerstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen.

Bild: Felicitas Hoppe las einige kurze Märchentexte aus der Grimmschen Sammlung

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