Birte Gäbel und Band im Bakeder „Freitagshof“
Birte Gäbel und Band im Bakeder „Freitagshof“
Sonntag, 21. Oktober 2012
Nora geht in die zweite Klasse und hat den Schwung einer geübten Background-Sängerin schon raus. Zusammen mit ihrer besten Freundin Mircka, die erst im nächsten Jahr zur Schule kommt, bildeten die beiden in ihren orangefarbenen Kleidchen eine reizvollen Ergänzung zwischen Anne-Brit Gäbel und Lena Jeschke, den ganz in Schwarz gekleideten Backgrund-Sängerinnen von Birte Gäbels Band.
Bild: von li.: Anne-Brit Gäbel, Birte Gäbel, Björn Dumke, Claudio Becker-Foss und Lena Jeschke
Besonders textfest erwiesen sich die beiden Freundinnen bei der Zugabe „Sonne im Herzen“, einem Titel, den Birte Gäbel vor Jahresfrist mit Bakeder Grundschulschülern anlässlich ihres Auftritts im Martin-Schmidt-Konzertsaal einstudiert hatte.
Auch im herbstlich dekorierten Bakeder „Freitagshof“ durften sich die Musiker über ein ausverkauftes Haus und ein rundum begeistertes Publikum freuen. Zu hören waren Gäbel-Klassiker wie „Ungeschminkt“, „Sonne und Schatten“, „Urlaub von der Welt“ oder Birte Gäbels Hommage an den „Norden“. Die erfreute sogar eine aus München stammende Zuhörerin, die beim spöttischen „Bürokratie“ gleichfalls schwungvoll stapelweise zerschnipselte Steuererklärungsformularen umherwirbelte.
Bei „Ich lass los“, einem ihrer neueren Titel, griff Birtes Vater, der Bakeder Grundschulrektor Hartmut Gäbel, dann gar selbst begleitend zur Gitarre.
Birte Gäbels Texte sind fein und sensibel erfasste Alltagsbeobachtungen äußerer und innere Vorgänge. Im Grund befände sich seine Tochter, so verrät Hartmut Gäbel, in „ständigem Dialog mit ihrer Umwelt“, hinterfrage alles und jeden – und sich selbst am meisten.
Weder Birte Gäbels Texte noch die effektvoll, doch nicht aufgesetzt arrangierte Musik sind einfach. „Vielschichtig, kompliziert aber schön“ meinte dann auch eine Zuhörerin. Man müsse sich auf diese Art der Musik schon einlassen können.
In der Tat, Birte Gäbels Musik passt in keine Schublade. Eine Spur Chanson, ein sanfter Hauch von Schlagerlustigkeit, mal eingängig, dann wieder komplex, mit inhaltlicher Tiefe doch ohne wichtigtuerische Verrätselung, stattdessen durch und durch authentisch, in jeder Zeile bemerkenswert lebensnah. Dazu in jedem Takt musikalisch und technisch anspruchsvoll, in einem bis ins Detail Professionalität atmenden Vortrag präsentiert, mal mit fast kindlicher Freude, dann wieder mit leicht durchscheinender Melancholie. Birte Gäbel und ihr Ensemble treffen damit spürbar den Nerv der Konzertbesucher. Zumeist Zuhörerinnen, jenseits der 40, aber auch Ehepaare, die mit Erfahrungen wie in „Lass uns einfach so tun“ etwas anfangen können.
„Schön, die Heimat mal wieder zu spüren“, atmet die die Wahl-Hamburgerin nach dem Auftritt beglückt durch.
Mit ihrem Herbstkonzert im „Freitagshof“ haben Birte Gäbel, Claudio Becker-Foss, Björn Dumke und die Background-Sängerinnen Lena Jeschke und Gäbel-Schwester Anne-Brit ihrem Publikum zweifellos „Sonne im Herzen“ bereitet. Und zudem neugierig gemacht auf weitere Texte. Die werden spätestens im großen Frühjahrskonzert im April in der Hamelner Weserberglandhalle zu hören sein.