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Erstes Hamelner „Parkour- und Freerunning“-Treffen

Erstes Hamelner „Parkour- und Freerunning“-Treffen

Sonntag, 28. Oktober 2012

„Hippe“ Musik dröhnt über die kleine Wiese vor der Rattenfängerhalle. Kräftige, muskelbepackte junge Männer nehmen Anlauf, springen über Kasten und Pferd, wirbeln durch die Luft, schlagen Salti, oder üben am gleich daneben installierten kleinen Baugerüst Riesenwellen und andere akrobatische Verrenkungen. Trotz kühlen aber sonnigen Herbstwetters strotzten die Teilnehmer am ersten Hamelner „Parkour- und Freerunning“-Treffen nur so vor Bewegungs- und Lebensfreude.

Die aufgebauten Geräte erinnern zwar ein bisschen ans gute alte Bodenturnen im Männer-Turnverein, doch in der aus Frankreich stammenden Trendsportart mischen sich viele Einflüsse. „Die kommen aus brasilianischen oder asiatischen Kampfsportarten, dem klassischen Boden- und Geräteturnen im Verein, auch  Breakdance-Elemente sind dabei, und aus all dem macht jeder seinen eigenen Stil“, erklärt Jerome Grandke aus Bremen. Der 25-jährige Mathematikstudent ist eigens nach Hameln angereist, um sich an diesem Samstagnachmittag vor der Rattenfängerhalle mit der „Community“ mal richtig auszutoben. Sein Ziel: „Ich will neue Trainingsorte und vor allem neue Leute kennenlernen.“

Salto, Distanzsprung oder der „Monkey“ am Baugerüst, das sind nur einige der Bewegungsformen, die auch Grandkes Kollege Hendrik Jakowlev am „Parkour- und Freerunning“ so schätzt. Immer wenn der 33-jährige Mediengestalter ein Baugerüst erblickt, dann juckt es ihn in den Fingern. Solange man geduldet werde, sei aber die Herumturnerei schon in Ordnung, meint der hoch aufgeschossene junge Mann, der vor acht Jahren die Bremer „Community“ gegründet hat. „Ich hatte es im Web gesehen und dann über Facebook und andere Plattformen organisiert“, berichtet er.

Die Hamelner Szene umfasse derzeit etwa 80 „Traceure“ im Alter von 10 bis über 60, von denen sich etwa die Hälfte unterm Dach des VfL Hameln zum Hallentraining zusammengefunden habe. Tendenz zunehmend, erklärt Jannis Hogrefe. Das Neue bei diesem Sport sei, dass er „komplett ohne Wettkampfgedanken“ auskomme. Ein „Sport ohne Sieger“ sozusagen, denn, so der Fachoberschüler, „es kommt nicht darauf an, besser zu sein als andere, sondern nur so gut, wie man selber ist.“ Parkour- und Freerunning sei zudem eine „echter Community-Sport“, eine „völlig neue Bewegungsform, die man in der Natur, in der Stadt, aber auch in der Halle“ praktizieren könne.

Übers Internet-Communities haben dann auch Jasper Rasokat und seine Freunde die Hamelner Veranstaltung organisiert. „Jede Stadt hatte ein kleines Video über die vorhandenen Trainingsmöglichkeiten im Freien ins Netz gestellt, es wurde ´gevotet´ und Hameln bekam die meisten Stimmen.“ Nach langen Planungen und großem organisatorischen Aufwand sei dann auch dank eines von einem Hamelner Gerüstbauer installierten Baugerüsts der „Parkour“ vor der Rattenfängerhalle entstanden. Rasokat: „Viele Freunde sind da, aus Bremen, Oldenburg, Lübeck, nur die Berliner sind leider krank.“ Im kommenden Jahr allerdings wolle man die Veranstaltung der Temperaturen wegen schon im Sommer stattfinden lassen.

„Das ist für ihn einfach der Nervenkitzel, der Kick, vielleicht auch ein bisschen das Risiko“, vermutet Wiebke Preis. Mit bangen Blicken begleitet die 20-Jährige ihren Freund, der gerade am Baugerüst herumwirbelt. Frauen seien beim „Parkouring“ absolut unterrepräsentiert. „Leider“, bedauert Jasper Rasokat, nimmt Anlauf, wirbelt mit einem riskanten Salto über das Pferd und landet krachend, aber unversehrt auf der Matte. Die „Community“ jubelt.

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