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„Haste Töne?“ im Hamelner Lalu

„Haste Töne?“ im Hamelner Lalu

Sonntag, 11. November 2012

„Seit vierzig Jahren immer ´unplugged´ und ohne Noten!“ versprach die Einladungskarte. „Haste Töne?“ mag man sich da fragen, denn so brechend voll war die „Traumfabrik“ Lalu im Hamelner Hefehof lange nicht mehr. Die Fan-Gemeinde des Trios Johannes Emmel, Borris Bornhof und dem neu dazu gestoßenen Kalle Volkmann ist groß, und wurde anlässlich des unter dem Motto „Haste Töne?“ stehenden 40-Jährigen von Emmel und Bornhof mit herbstlichen Impressionen von Erich Kästner auf einen gelungenen Abend eingestimmt.

Bild: von li. Johannes Emmel, Kalle Volkmann und Borris Bornhof

„Nun gibt der Wind dem Herbst die Sporen“. Zeilen von leichter Traurigkeit, gefühlvoll und intelligent arrangiert, von Bornhof und Emmel mit Herzblut, aber ohne störende Sentimentalität gesungen, dabei technisch rundum ausgereift, ob im Duo oder als Solo.

Vor allem ihre Umsetzung von Fontanes „Ribbeck“, die fast schon an Blues, zumindest aber an den dem Trio zugeschriebenen „Swing-Folk“-Stil denken ließ, ergriff das andächtig lauschende Publikum. Was nicht verwundert, denn das gehörte überwiegend jener Generation an, die solche Lyrik-Perlen in der Schule noch auswendig lernte.

Ebenso naht- wie problemlos dann der Sprung von Kästner und Fontane zu Kurt Tucholsky, dem Liebling des Trios. Dessen „zeitlose Super-Gebrauchslyrik“ geben Bornhof, Volkmann und Emmel neuen, mitreißenden Schwung. Und beweisen einmal mehr, dass Tucho-Texte aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts keinen Deut ihrer Aktualität verloren haben.

Überzeugend und pfiffig dabei vor allem die Melange von Gershwin-Klängen und Tucho-Texten.

Im zweiten Set dann  überwiegend „Volkmanns Volkslieder“: witzig, schräg, kritisch, mitunter mit einem Schuss Bitterkeit. Texte, die sich keineswegs in der Weisheit „Statt weise Alte, hören wir alte Waisen“ erschöpften. Im Gegenteil. Am Ende konnte das Publikum zu Recht erstaunt und bewundernd feststellen: „Haste Töne?“

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