Fachtagung „Industriekultur“
Fachtagung „Industriekultur“
Sonntag, 11. November 2012
„Der ist heute mein Bodyguard“, so der Springer Bürgermeister Jörg-Roger Hische mit Blick auf den Ratsnachtwächter Heinerich. Eine Bemerkung, die keine Lacher fand, stand doch die Diskussion einer möglichen Schließung des Museums auf dem Burghof auch über Hisches Grußwort zur Fachtagung in Springes vorläufig noch „guter Stube“.
Bild: von li. Dr. Olaf Grohmann, Angelika Schwager, Bürgermeister Jörg-Roger Hische und sein „Bodyguard“ , der Ratsnachtwächter Heinerich
„Industriegeschichte im mittleren Niedersachen“, lautete das Thema der als „Kolloquium“ ausgewiesenen Tagung, zu der das „Netzwerk Industriekultur“ Laien und Fachleute aus dem Bereich der Lokal- und Regionalgeschichte eingeladen hatte.
„Industriegeschichte ist auch eine Form der Heimatgeschichte“, so der Wennigser Historiker Dr. Olaf Grohmann, der das Netzwerk gegründet hat. Das hat derzeit zwar lediglich den Status eines Gesprächskreises, doch streben Grohmann und die Springer Museumschefin Angelika Schwager eine Ausweitung und die Gründung eines Dachverbandes an. „Am Übergang zur postindustriellen Gesellschaft wollen wir die Dokumente des Industriezeitalters sichern, sie der Nachwelt erschließen“, so Grohmann.
Hervorgegangen ist das „Netzwerk Industriekultur“ aus einigen EU-geförderten Leader-Projekten im östlichen Teil des Landkreises Hameln-Pyrmont.
In detailreichen Kurzvorträgen stellten die jeweiligen Experten im Springer Museum ihre Fachgebiete vor. So machte der Bergbau-Experte Hans-Dieter Kreft aus Osterwald deutlich, dass Niedersachsen gemeinhin zwar als „das Agrarland Nr. 1“ gelte, doch gleichzeitig nicht nur im Harz, sondern auch im Süntel, am Deister, im Hils und im Osterwald auf eine beachtliche Bergbautradition zurückblicken könne. Kohle sei dabei ebenso Motor der Industrialisierung gewesen wie der Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert, und habe andere Industriezweige wie etwa die Keramik- und Glasindustrie gefördert.
Mit eben der beschäftigte sich Klaus Vohn-Fortagne vom Münderaner Forum Glas, während Martina Grohmann den Blick in die vorindustrielle Zeit und den Handel mit der „Pottlandkeramik“ warf.
In Kurzberichten stellten verschiedene Museen aus der Region ihre Arbeitsschwerpunkte vor. Dabei wurde auch deutlich, dass das Thema „Industriekultur“ so mancher von der Schließung bedrohten Einrichtung neue Perspektiven bieten könnte.