Haiou Zhang im „Schaafstall“
Haiou Zhang im „Schaafstall“
Sonntag, 02. Dezember 2012
Der sonst eher bedächtige Ernst Jürgen Kirchertz kann sich nicht länger halten. „Liebe Vereinsmitglieder, wollen wir ihn für 2014 verpflichten?“ ruft er nach dem sensationellen Auftritt von Christoph Seybold in den voll besetzten „Schaafstall“. Donnernder Applaus signalisiert Zustimmung. Am Nachmittag war der Verein „Kultur im Schaafstall e.V.“ ordnungsgemäß gegründet worden, am Abend erfolgte ein mehr als glänzender Auftakt mit einem Klavierkonzert des bereits zum dritten Mal in Egestorf gastierenden Haiou Zhang.
Bild: Haiou Zhang und Christoph Seybold
Der zählt zu den bedeutendsten Pianisten seiner Generation und gibt Konzerte in aller Welt. Berlin, Toronto, Paris, New York, Peking – und Egestorf bei Bad Münder. Es ist Dr. Ernst Jürgen Kirchertz zu verdanken, dass Stars wie Haiou Zhang, die sonst nur in hochpreisigen Konzerten in den Metropolen zu erleben sind, im „Schaafstall“ nahezu greifbar präsent sind. „Unfassbar, wie nah man dem Künstler hier kommen kann“, begeistert sich auch Barbara Wolfgramm aus Hannover. Die „Schaafstall“-Gemeinde ist teils von weit her angereist, um dieses Konzert der Extraklasse nicht nur zu hören, sondern im wahrsten Sinne des Wortes zu erleben.
Haiou Zhang spielt Mozarts Fantasie d-moll, dann die F-Dur Klaviersonate. Es folgen Debussys „Trois Préludes, Schumann/Liszts „Widmung“ und eine Konzertparaphrase nach Johann Strauss´ „Fledermaus“
„Zu Mozart habe ich einen besonderen Zugang. Er ist schon sehr eigenwillig und eigenartig. Zuerst war ich kein Fan“, erklärt der junge Pianist. Aber er habe immer wieder Neues entdeckt. „Mozart hat so viele Nuancen, macht große Musik mit ganz bescheidenen Mitteln. Die Sonate habe ich schon so oft gespielt, aber ich entdecke jeden Tag wieder Neues.“
Trotz seiner Herkunft aus einem gänzlich anderen Kulturkreis sei der Umgang mit europäischer klassischer Musik für ihn „ziemlich selbstverständlich“ gewesen. „Ich bin damit groß geworden. Meine erste Platte war ein Mozart“, gesteht er.
Sonst spiele er in Sälen vor Hunderten, ja Tauenden von Zuhörern, hier im „Schaafstall“ müsse man daher in manche Passagen das Volumen reduzieren. Anhaltender Applaus und Bravo-Rufe zeigten, dass das aufs Trefflichste gelungen ist.
Begeisterungsstürme entfachte auch der blutjunge Geiger Christoph Seybold. Jeder Zoll ein Genie, wollte er zusammen mit Haiou Zhang eigentlich nur eine kleine Zugabe spielen, die sich dann aber infolge der nicht enden wollenden Publikumsbegeisterung zu einem wahren „Zugabekonzert“ entwickelte. Zwei Stars, die dieses Auftaktkonzert des neuen „Kultur im Schaafstall“-Vereins zu einer wahren Sternstunde werden ließen.