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Verein „Väteraufbruch“ fordert: Raus aus dem Sorgerechts-Fegefeuer

Verein „Väteraufbruch“ fordert: Raus aus dem Sorgerechts-Fegefeuer

Sonntag, 09. Dezember 2012

Beim ausgelassenen Gekreisch der Kinder auf dem großen Weihnachtsmarkt-Karussell wird den beiden „blauen“ Weihnachtsmännern schwer ums Herz. Jürgen Kreth und David Kerkmann vom Verein „Väteraufbruch für Kinder“ kämpfen seit Jahren darum, mit ihren Kindern zusammen sein zu dürfen. „Wir sind mittlerweile ganz blau vor Wut, Frust und Kummer“ ärgert sich der erste Vorsitzende des Kreisverbandes Lippe-Weserbergland, der 54-jährige Medizintechniker Jürgen Kreth. Mit ihren blauen Weihnachtsmann-Kostümen wollen Kreth und Kerkmann auf die Situation von Vätern aufmerksam machen.

„Kinder benötigen beide Elternteile. ´Väteraufbruch für Kinder´ ist deshalb unsere Devise.“

Mit seiner bundesweiten Aktion der „blauen Weihnachtsmänner“ informiert der „Väteraufbruch“ über die Benachteiligungen von Vätern im deutschen Familienrecht. „Nahezu alle europäischen Nachbarstaaten praktizieren ein modernes Familienrecht“, erklärt Kreth. Deutschland sei  jedoch Schlusslicht. „Wer den Kampf ums Sorgerecht am eigenen Leibe zu spüren bekommt, der zweifelt schnell am Rechtstaat.“

Vätern werde im Fall von Trennung oder Scheidung oft vorschnell das Sorgerecht vorenthalten. Kreth: „Viele Fälle zeigen, dass die Behörden überfordert scheinen. Hilfe kommt weder von Gerichten noch vom Jugendamt.“

Zwar sei der deutsche Gesetzgeber mehrfach vom Europäischen Menschengerichtshof und im Juli 2010 auch vom Bundesverfassungsgericht verurteilt worden, endlich ein Gesetz zur gemeinsamen Sorge miteinander nicht verheirateter Eltern zu verwirklichen, doch zeige „die unheilige Allianz aus Feministinnen der ersten Generation mit  erzkonservativen Verteidigern der Hausfrauen-Ehe immer noch ihre Blockademacht.“

Bild: Machen als „blaue Weihnachtsmänner“ auf die Probleme von Vätern aufmerksam. Jürgen Kreth (li.) und David Kerkmann

Sorgerecht Fehlanzeige, klagt auch der 28-jährige Sport-Physiotherapeut David Kerkmann. Der ledige Vater aus Hessisch Oldendorf kämpft darum, wenigstens ein „Wochenend-Papa“ sein zu dürfen. Vor allem die Angst vor späteren Schuldvorwürfen seines Kindes belastet ihn. „Was habe ich falsch gemacht? Wird das Kind mir später vorwerfen, ich hätte mich nicht gekümmert? Deshalb muss ich jetzt kämpfen. Das quält mich sehr.“

„Er wendet viel Zeit auf, seine Kleine sehen zu können“, erklärt auch Kerkmanns neue Lebensgefährtin, die Münderaner Hebamme Katharina Licht. „Der ständige Kampf ums Sorgerecht belastet auch unsere Beziehung.“

Trotz vorhandener Lösungsmodelle wie dem Doppelresidenzmodell (Kreth: „Kind 14 Tage beim Vater, 14 Tage bei der Mutter“), das in Belgien, Frankreich und Skandinaviern erfolgreich praktiziert werde, würden in Deutschland Väter immer noch ins „Sorgerechts-Fegefeuer“ geschickt. Zunehmend seien auch Frauen betroffen. „20 Prozent unserer Mitglieder sind weiblich, Tendenz steigend.“ Frauen wie die 40-jährige Michella Rösler aus Bennigsen. Deren neuer Lebensgefährte kämpft ebenfalls um das Sorgerecht. „Für die kleine Tochter hat er es, für die große nicht. Eine große psychische Belastung.“

Das deutsche Trennungsrecht orientierte sich teilweise an einer Zeit, als Frauen noch vom Manne abhängig waren. und mache Streiten wirtschaftlich interessanter als Vertragen, klagen die „blauen“ Weihnachtsmänner. Ihr größter Wunsch zum Fest: „Allen Kindern BEIDE Eltern!“

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