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Ungewohnt neue Töne im „Schaafstall“

Ungewohnt neue Töne im „Schaafstall“

Sonntag, 20. Januar 2013

Aus Gründen der „Förderung und Sicherung des Programms“ habe man nach neun Jahren der Zusammenarbeit mit der Münderaner „Gesellschaft für Tourismus und Gesundheit (GeTour)“ der Veranstaltungsreihe im „Schaafstall“ eine neue Form geben müssen, so Ernst Jürgen Kirchertz. Der kunstbesessene Mediziner darf sich dabei einer treuen Anhängerschaft sicher sein, die auch diesmal trotz widriger Witterung teils weite Anreisen nicht gescheut hatte, um im verschneiten Egestorf sonst nur Metropolen vorbehaltene musikalische Spitzenleistungen zu hören.

Bild: Nach dem Konzert dürfen die Gäste im „Schaafstall“ traditionell „auf der Couch“ Platz nehmen. (v.l.: Pawel Postaremczak, Elena Chekanova und Robert Kusiolek)

Zur traditionellen Auftaktveranstaltung unter dem Motto „Neues Jahr mit jungen Künstlern“ drängten sich Vereinsmitglieder und Gäste im heimeligen „Schaafstall“-Ambiente und erlebten mit den drei aus Polen stammenden, in Hannover studierenden Musikern Elena Chekanova (Klavier und Live-Elektronik), Robert Kusiolek (Akkordeon und Bandoneon) sowie Pawel Postaremczak (Tenor- und Sopransaxophon) nicht nur zwei jeweils 40-minütige, technisch perfekte Dauerimprovisationen, sondern auch eine ungewöhnliche gleichwohl höchst interessante Melange aus klassischer Musik entlehnten Motiven und experimenteller Neuer Musik.

Gänzlich neue Töne also im „Schaafstall“, sehr zur Freude auch des künstlerischen Leiters des Völksener Hermannshofes, Eckart Liss. „Bei unseren Musiktagen geht´s zwar noch einen Zacken schärfer zu, aber das hier passt haargenau zum ´Schaafstall´. Schön, dass es solche Perlen in der Region gibt.“

Bach, Grieg, Satie, etwas Astor Piazolla und am Ende gar Elemente aus den Goldberg-Variationen, intelligent und fantasievoll verwoben in einer ungewöhnlichen Instrumentierung, ein Konzept, das das Publikum überzeugte. „Das hat mich emotional sehr tief berührt“, gestand ein sichtlich bewegter Konzertbesucher nachdem sich der anhaltende Pausenapplaus gelegt hatte. „Und die Art wie die drei jungen Leute miteinander umgehen“, begeisterte sich seine Begleiterin.

Robert Kusiolek wechselte zwischen Akkordeon und Bandoneon hin und her, gab sich auch in der Körpersprache ganz seinen Emotionen hin, der als derzeit wohl beste polnische Saxophoniost gehandelte, hagere Pawel Postaremczak dagegen blieb in sich selbst und seine Musik versunken, am Flügel etwas distanziert Elena Chekanova, die elektronische Effekte sparsam doch gefühlvoll beisteuerte.

So generierten das Trio  Klanggemälde, die teils voller Zartheit, sich dann wieder zu einem nahezu atonalen, ohrenzerreißenden  Fortissimio steigernd, die angestaute Spannung mitunter in einem Moment hörbarer Stille kulminieren ließen.

Unterm Strich ein gelungenes musikalisches Experiment, wenngleich, so Kirchertz, die traditionelle Programmgestaltung nicht aus den Augen verloren werden soll.

Nach dem gelungenen Jahres- und Vereinsauftakt erwartet die „Schaafstall“-Besucher am 2. März mit dem Klarinettisten Karl Leister und dem „Cuartetto Albor“ wieder weniger wagemutige doch nicht minder exzellente Musik.

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