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Karl Leister und das Anima-Quartett im „Schaafstall“

Karl Leister und das Anima-Quartett im „Schaafstall“

Sonntag, 03. März 2013

„Ist doch ein sensationeller Tag, oder?“ freute sich „Schaafstall“-Inhaber Ernst Jürgen Kirchertz, und meinte damit nur vordergründig die Vorboten des Frühlings auf seinem Egestorfer Anwesen.

 

Bild: Karl Leister begrüßt die fast 100-jährige Helene Gisy

Rundum sensationell nämlich war das musikalische Programm des Nachmittags. Das hatte schlicht und einfach Weltniveau. Zum zweiten Konzert neuer Zeitrechnung nach Gründung des „Schaafstall“-Vereins hatte Kirchertz Karl Leister gewinnen können. Der 1937 geborene Musiker war jahrzehntelang Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker. „Davon allein 30 Jahre unter Karajan“, so der Künstler, der nach wie vor als der weltbeste Klarinettist gilt.

„Ich habe ihn in Berlin bei einem Hauskonzert von Hinrich Alpers getroffen und war über sein Spiel tief berührt“, so Kirchertz zur Vorgeschichte des „Schaafstall“-Konzerts.

In dessen ersten Teil erntete das Anima-Quartett Bravo-Rufe und nicht enden wollenden Applaus. Mit Beethovens 1799 geschriebenem Streichquartett op. 16 Nr. 1 F-Dur gelang den jungen, seit 2005 zusammen musizierenden ein nur gleichfalls als sensationell zu bezeichnender Einstieg in den Konzertnachmittag. Dabei war es vor allem die Art und Weise wie die erste Geigerin Zhi-Jong Wang mit höchster Konzentration und unglaublicher Präsenz und Energie ihre Mitspieler Alexandra Samedova (Violine), Maria Dubovik (Viola) und Vladimir Reshetk am Violoncello durch die Komposition führte. Atemlose Stille nach dem ersten Satz. Nur mit Mühe konnte ein spontaner Applaussturm unterdrückt werden.

„Die hätten ruhig klatschen sollen“, meinte auch das älteste Mitglied des neu gegründeten Vereins „Kultur im Schaafstall“, Helene Gisy. Sie feiert am 10. April ihren 100sten Geburtstag und war über die jugendliche Frische des Quartetts ebenso erfreut wie über dessen exzellente Interpretation des Streichquartetts Nr. 2 op. 17 voon Béla Bartók, das –mitten im Ersten Weltkrieg entstanden – einen dem Beethoven komplett entgegen gesetzten Charakter hatte.

Nach der Pause dann das Highlight, ein stürmisch gefeiertes Konzert des glänzenden Karl Leister, der Mozarts Klarinettenquinett A-Dur KV 581 spielte.

Mit dieser Glanzleistung wurde wieder einmal deutlich, dass der Schaafstall im abgelegenen Egestorf sich hinsichtlich des Anspruchs an das Niveau hinter den großen Häuser in aller Welt nicht zu verstecken braucht. Gestern Berlin, heute Egestorf, das ist mittlerweile mehr als nur für einen Lacher gut. Schließlich gibt es in Kirchertz´ „Schaafstall“  musikalische Weltklasse zum Anfassen. Wer mit einem Weltstar nach dem Konzert plaudern will, der muss andernorts schon ein VIP der VIPs sein. In Egestorf gibt´s das fast zum Nulltarif.

Das nächste Mal am Samstag, dem 13. April um 17 Uhr, wenn das Almandin-Quartett im „Schaafstall“ zu Gast ist.

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