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Musikalische Passionsandacht mit der Schola

Musikalische Passionsandacht mit der Schola

Dienstag, 12. März 2013

Der zweijährige Hannes Austmann schläft warm und geborgen in den Armen seines Vaters Henning. Seine Geschwister Julius und Frieda verfolgen derweil gebannt wie Mama Jasmin in der „Schola“ mitsingt. Die 36-Jährige ist eines der schwarz gewandeten, mit einem türkisfarbenen Tuch geschmückten Schola-Mitglieder, die in der katholischen St. Johannes-Baptist-Gemeinde im Rahmen einer Passionsandacht Paul Ernst Ruppels musikalische Passionsbetrachtung „Crucifixion“ zu Gehör brachten.

Bild: Die „Schola“ der katholische St. Johannes-Baptist-Gemeinde

„Das Werk ist 1960 entstanden, atmet stilistisch den Geist der frühen Sechziger  passt aber sehr gut in unseren Kirchenraum“, erläutert Schola-Leiter Dr. Matthias Ballmaier. Seiner ebenso  expressiven wie eingängigen Komposition für Chor, Solisten, Sprecher, Posaune und Bass hatte der evangelische Kirchenmusiker Paul Ernst Ruppel (1913-2006) seinerzeit die Lieder der afro-amerikanischen Sklaven, die Spirituals, zugrunde gelegt. „Die sind heute aus der populären geistlichen Musik nicht mehr wegzudenken“, so Ballmaier.

Mit großer musikalischer Bildhaftigkeit inszeniert Ruppel den Leidensweg Christi. Zwischen dem „Klageruf“, dem „Kreuzweg-Lied“, dem überaus bewegenden lautmalerischen „Hammering“ und dem eindringlichen „Golgatha-Chor“ liest Stefan Klein aus Springe als Sprecher die zum Teil ins Deutsche übersetzten Spiritualtexte wie auch Teile der altkirchlichen Passionsliturgie, die das Leiden Christi aus persönlichem Blickwinkel betrachten. Passagen wie die eindringliche Frage „Wo warst du…?“ oder das zentrale Stück „Crucifixation“ („Und er schweigt dazu“) gehen unter die Haut.

Tags zuvor hatte die Schola Ruppels Werk im Hamelner Münster aufgeführt. „Eine völlig andere Wirkung, allein schon wegen des starken Nachhalls, aber ein unvergessliches Erlebnis“, berichtet eine der Sängerinnen.

Einmal mehr hat die vor fast 20 Jahren aus dem Kreis „Junge Familien“ entstandene Schola gezeigt, dass sie auch komplexen Werken mit  erstaunlicher Professionalität und hohem Anspruch an sich selbst gerecht werden kann. Auch diesmal beherrschten die rund 30 Sängerinnen und Sänger alle Facetten von Ruppels Komposition: Flüstern, Verzweiflungsschreie, Gospel- Klänge, Expressives wie Wohlklingendes. Eine gelungene musikalische Meditation zur Passion, zu der sogar das in den Armen seines Vaters schlafende Kind als symbolhaftes Bild der Hoffnung passen wollte.

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