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Die Energiewende vor Ort

Die Energiewende vor Ort

Freitag, 22. März 2013

Wie kann nach dem Ausstieg aus der Atomenergie die Versorgungssicherheit mit bezahlbarer, sauberer Energie sichergestellt werden? Können Verbraucher gar von der Energiewende profitieren? Welche Rolle spielt die energieintensive Industrie? Fragen, die unter dem Titel „Energiewende vor Ort“ zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe im Wilhelm-Gefeller-Bildungszentrum der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) diskutiert wurden.

Rund 110 Zuhörer – darunter auch die örtlichen Landtagsabgeordneten Ulrich Watermann, Petra Joumaah und Otto Deppmeyer – waren gekommen, um im ersten Teil zu hören, wie die Experten in einem „Impulsreferat“ die ihnen vom Veranstalter, der vom Vorsitzenden des Ardagh-Gesamtbetriebsrates, Hans-Georg Diekmann, geführten IG BCE Ortsgruppe Bad Münder, gestellten Fragen beantworteten.

Bezahlbar, umweltverträglich und sicher müsse die Energieversorgung sein, so Landrat Rüdiger Butte. Nach holprigem Start verfüge der in Sachen Energiemanagement ausgezeichnete Landkreis mit seiner Klimaschutzagentur über ein gutes Instrument zur Bewältigung dieser Gemeinschaftsaufgabe. Leider stünde die Stadt Bad Münder noch immer abseits. Von der Energiewende profitiere der strukturarme Landkreis durch verbesserte ökonomische Chancen.

Der Geschäftsführer der Ardagh Glass, Jens Schäfer, stellte fest: „Die Energiewende ist ohne energieintensive Betriebe nicht möglich.“ Die stünden nämlich mit der Produktion der dazu notwendigen Produkte am Anfang der Wertschöpfungskette. Anhand von Zahlenmaterial belegte Schäfer zudem die rasanten Einsparpotenziale der Glassindustrie, die etwa bei einem Produktionsanstieg von 46 Prozent den Energieverbrauch nahezu bis auf das physikalisch Notwendige gesenkt hätten.

Für eine Standortsicherheit jedoch seien allein wirtschaftliche Überlegungen ausschlaggebend, so Schäfer weiter. Durch „Fußfesseln“ wie vorgeschlagene Photovoltaikprojekte lasse man sich nicht binden.

Als „AKW-Gegner der ersten Stunde“ informierte der Hamelner Ratsherr Rainer Sagawe über die Energie-Genossenschaft Weserbergland. Mit „power to gas“ stünden dabei künftig auch akzeptable Speichermedien zur Verfügung.

Eine hohe öffentliche Akzeptanz bestätigte Ralf Bartels von der IG BCE dem Projekt Energiewende. Doch würden Kunden derzeit gleich mehrfach zur Kasse gebeten. „Deshalb Pendlerpauschale rauf und Stromsteuer runter“, forderte Bartels.

Wo sind nun die Schnittmengen? fragte Moderator Fritz Erich Anhelm, der ehemalige Direktor der evangelischen Akademie Loccum, zu Beginn der sich anschließenden Diskussion. „Sowohl Verbrauchern wie auch der energieintensiven Industrie tun hohe Preise weh“, stellte Bartels fest. Schäfer reduzierte die Gemeinsamkeiten auf den Willen, das Projekt Energiewende voranzutreiben, während Sagawe auf konkrete gemeinsame Projekte abzielte,  und Rüdiger Butte auf ein gemeinsames Bekenntnis zum Standort in der Region hoffte.

„Unterm Strich wohl ein richtiger Schritt in die richtige Richtung“, resümierte die Grünen-Politikerin Britta Kellermann die Veranstaltung. Am wichtigsten sei es, so betonten alle Teilnehmer, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. „Energieintensive Industrie als böse Abzocker kontra Verbraucher, das bringt keinem etwas“, brachte es ein Besucher auf den Punkt.

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