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Telemanns „Danziger Passion“

Telemanns „Danziger Passion“

Montag, 01. April 2013

Die Geschichte von Georg Philipp Telemanns Matthäuspassion ist überaus spannend. Erstmals erklang das Werk des Zeitgenossen von Johann Sebastian Bach wohl 1754 in der Danziger St. Johanneskirche. Eine genaue Datierung aber ist unmöglich, denn Telemanns Partiturhandschrift galt lange als verschollen.

„Sie konnte erst Ende der 80er Jahre in einem sensationellen Dachbodenfund in einem Weimarer Nachlass wiederentdeckt werden“, erklärt die Musikdozentin Gesa Rottler. Die von der Magdeburger Telemann-Gesellschaft aufgearbeitete Fassung der als „Danziger Passion“ bekanntgewordenen Komposition präsentierte die Kantorei der Martin-Luther-Gemeinde jetzt beim traditionellen, vor rund 40 Jahren vom damaligen Kantor Kohlhausen ins Leben gerufenen Karfreitagskonzert.

Die Besonderheit: Telemanns in sechs Akte gegliederte Passion nimmt in den Evangelientext 34, von der Gemeinde mitgesungene Kirchenlieder auf.

Der übrige Formenapparat entspricht mit Rezitativ, Ariosi und Chören zwar dem üblichen Schema, doch ist Telemanns „Danziger Passion“ im Vergleich zu Bachschen Werken ungleich kompakter. Rottler: „Nicht ganz so groß in der Form, aber keineswegs von minderer Qualität.“

Ein Beispiel für die sehr zuhörergerechte Gestaltung ist die von dem aus Österreich stammenden Bass Bartolo Musil gesungene Partie des Jesus. „In der ist man sehr prall am Geschehen dran. Der Jesus, das ist eigentlich das Arioseste, was es gibt im Stück, alles andere ist sehr knapp, auf den Punkt und zum Teil natürlich in den Volks-Chören auch sehr dramatisch.“

Mit dem Tenor Georg Drake als Evangelist, der Sopranistin Barbara Rotering, Anna Mengel (Alt)und den Brüdern Jakob und Matthias Hagenah (Tenor und Bass) präsentierte Rottler zusammen mit einem sechsköpfigen Orchester und der sehr gut disponierten Martin-Luther-Kantorei eine beeindruckend kraftvolle und lebhafte Passion voller musikalisch herrlich ausgestalteter Dramatik, deren  einfache Gestaltung gleichwohl inhaltliche Tiefe nicht vermissen ließ. Ein Werk, das man zu diesem Anlass in Hameln hoffentlich nicht zum letzten Mal gehört hat.

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