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Almandin Quartett im „Schaafstall“

Almandin Quartett im „Schaafstall“

Freitag, 19. April 2013

Wofür große Häuser kämpfen müssen, das scheint für den neuen „Kulturverein Schaafstall e.v.“ eine Leichtigkeit. „Ausverkauft!“, hieß es auch diesmal wieder beim Gastspiel des Almandin Quartetts. Die vier jungen Damen gastierten bereits zum dritten Mal im Egestorfer „Schaafstall“.

Bild: Das Almandin Quartett mit Helene Gisy, die am Tag zuvor einhundert Jahre alt wurde.

2001 von vier Jungstudentinnen der Hochschule für Musik und Theater in Hannover gegründet, begann im gleichen Jahr mit dem ersten Preis im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ eine beeindruckende Karriere. Radioeinspielungen und begehrte Preise folgten, und mittlerweile haben sich die Musikerinnen einen festen Platz unter der Elite der deutschen Streichquartette erobert.

Im „Schaafstall“ präsentierten Meike Bertram und Anne Marie Harer (Violine), Karoline Markert (Viola) und Katharina Kühl (Violoncello) Werke von Hugo Wolf und Joseph Haydn im ersten, und im zweiten Teil Ludwig van Beethovens 1825 entstandenes,  überaus komplexes Streichquartett Nr. 13 B-Dur op. 130.

Hugo Wolfs „Italienische Serenade G-Dur“ aus den Jahr 1877 an den Anfang zu setzen, erwies sich als methodischer  Glücksgriff. Voller frühlingshafter Zartheit in einem „molto vivo!“ gesetzt, korrespondierte die Komposition aufs Trefflichste mit dem endlich eingetroffenen Frühlingswetter überm Kirchertzschen Anwesen.

Reizvoll auch der musikgeschichtliche Kontrast zum gut 100 Jahre früher entstandenen Streichquartett Nr. 25, C-Dur, op. 20 Nr.2  von Joseph Haydn. Mal zart, mal beeindruckend düster hier die unisono-Passagen im zweiten, „Capriccio“ überschriebenen Satz. Das Stück, vorgetragen mit sehr viel Sentiment doch ohne Sentimentalität, erntete anhaltenden Applaus und berechtigte Bravorufe. (Ob allerdings Begeisterungspfiffe und Gejohle angemessene Formen der Anerkennung sind, darüber darf gestritten werden).

Musikalischer Höhepunkt des Nachmittags dann zweifellos das Beethoven-Streichquartett. Allgemeines Lob für Karoline Markert, die die „Schaafstall“-Besucher in das Stück einführte. Hauptmotive und Details der Komposition des seinerzeit bereits tauben Meisters wurden angespielt, und die Premierenkritik zitiert. Die Uraufführung 1825 war ein Reinfall. Von „babylonischer Verwirrung“ schrieb der Kritiker, von einer „rätselhaft verworrenen Komposition.“

Was folgte, war eine schwierige, gleichwohl mitreißende Musik voller visionärer Kraft. Kein Wunder, dass derlei in der Biedermeiermentalität braver Bürger von 1825 keinen Platz fand. Ordnung kontra Chaos, formale Komplexität und innere Zerrissenheit charakterisieren eine Musik, die, so Markert, „in der Tat in keine Schublade“ passt.

Am Ende starker Applaus eines sowohl von den Kompositionen wie von deren meisterlicher Darbietung restlos entzückten Publikums.

Am 8. Juni folgt eine weitere „Schaafstall“-Konzertveranstaltung. Dann steht Richard Strauß´ Melodram „Enoch Arden“ auf dem Programm, und die Veranstalter sind sich sicher, dass es auch dann wieder heißen wird: „Ausverkauft!“

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