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„Kalter Januar“ und mildes „Lüftchen“

„Kalter Januar“ und mildes „Lüftchen“

Sonntag, 21. April 2013

 Eigentlich dreht sich in den Flegesser „Sanddornstuben“ alles um die orangefarbene Sanddornbeere. Die ist eine wahre Vitamin C-Bombe und wird auch als „Zitrone des Nordens“ bezeichnet. Doch Inse Brandes und ihr Team haben sich in den vergangenen sieben Jahren auch mit einem umfangreichen Kulturprogramm mittlerweile über die Region hinaus einen Namen gemacht. Mit Lesungen und Konzerten wie dem der Hamelner Akkordeonistin Ulrike Dangendorf.

Die zählt zu den wohl renommiertesten deutschen Akkordeonmusikerinnen und begeisterte in der sehr gut besuchten Wanderscheune der „Sanddornstuben“ einmal mehr ihre Zuhörer mit ihrem Programm „Aus tönender Luft“.

Mit „kalter Januar“ erinnerte Dangendorf zum Einstieg noch einmal an die zurückliegende Jahreszeit ehe sie in einer musikalischen Weltreise viele verschiedene Musikrichtungen zusammenführte: jiddische Klänge der osteuropäischen Wanderarbeiter und ein langsamer russischer Tanz im Dreiertakt mischten sich mit südosteuropäischen und gar mit Anklängen an orientalisch-arabische Musik.

Im „Walzer der Nacht“ konnten sich die Gäste ebenso wohlig wegträumen wie in Dangendorfs neuer Komposition, dem „Lüftchen“, einem kurzen heftigen Akkordeonhauch. Eindrucksvoll auch ihre einfühlsam anmoderierten „Waldimpressionen“, intensive Klangbilder von tanzenden Sandkörnchen im klaren Quellwasser, Lichtungen, Dickichten, und allerlei fantastischen Waldbewohnern. Mystisch-surrealistische Stimmungen, die im Zuhörer einen ganzen Kosmos an Gefühlen und Eindrücken freisetzten.

Schwungsvoll, mit einem ordentlichen Schuss Pariser Musette garniert, dann Dangendorfs „Für Luise“, eine Hommage an ihre Quartier, die Hamelner Luisenstraße. „Das Akkordeon ist etwas Lebendiges, es funktioniert mit Luft und atmet, und ist zudem ein ganzes Orchester“, erklärt die Musikerin.

Die rhythmisch abwechslungsreichen Kompositionen, mal voll zarter Melancholie, mal schwungvoll tänzerisch und wild, begeisterten das Publikum, das mit Applaus nicht sparte. „Gerade das Thema Natur hat sie sehr fantasievoll und gekonnt umgesetzt“, lobte ein Zuhörer. „Wer sie kennt, der weiß, dass sie sich in den vergangenen Jahren verändert hat. Hier spielt jetzt eine reife Frau und klein junges Mädchen mehr“, stellte ein langjähriger Dangendorf-Bewunderer fest.

Ob sich diese Entwicklung in einer neuen CD niederschlagen wird, dahinter setzt die Hamelnerin allerdings ein großes Fragezeichen. „Sehr teuer, zu teuer, leider“, bedauert die Künstlerin. Aber dennoch unbedingt wünschenswert, meinte dagegen ihr Publikum.

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