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Die Akademie für Handrehabilitation in Bad Münder

Die Akademie für Handrehabilitation in Bad Münder

Montag, 29. April 2013

„Wo ist denn der Rabenschnabelfortsatz?“ will Dozentin Marion Fischer wissen. Für die Seminarteilnehmerinnen ist die Beantwortung kein Problem. Sie wissen, dass sich der angesprochene Skelettteil im Bereich zwischen Schulter und Oberarm befindet.Gut 25 Teilnehmerinnen arbeiten an diesem Samstagvormittag hochkonzentriert im in freundlichem Blau-Weiß gestrichenen Lehrsaal der „Akademie für Handrehabilitation“ (AFH) auf dem Gelände des Gewerbeparks an der Münderaner Süntelstraße. Seit 2009 dreht sich hier alles um die Hand.

 

Bild: Lena Marcy (26) ist aus Bad Honnef nach Bad Münder gekommen, um alles über Handerkrankungen zu lernen.

„Ziel unserer Weiterbildungsangebote ist die Zusammenführung aller therapierelevanten Techniken aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen“, erklärt der erste Geschäftsführer der Akademie, Rainer Zumhasch.

In den Lehrgängen stehen handspezifische Krankheitsbilder und deren postoperative Nachsorge im Mittelpunkt.

„Am häufigsten kommt die Daumensattelgelenksarthrose vor“, weiß Rainer Zumhasch. Besonders betroffen seien Frauen nach der Menopause. „Im Verhältnis acht zu zwei“, so der Experte. Die Ursachen seien zum einen genetisch, zum anderen aber auch oft durch die Doppelbelastung der Frauen bedingt.

Männer dagegen litten häufiger an „pathologischer Knötchenbildung in den Gewebelängssträngen der Hand.“ „Das führt dann zu gebeugten Fingern. Eine sehr langwierige und komplizierte Behandlung“, so Zumhasch.

Moderne Technik fördere zudem Handerkrankungen. „Starker Handygebrauch ist durchaus arthrosefördernd“, sind sich Zumhasch und die wissenschaftliche Leiterin der Einrichtung, Annchen Nettelstroth, sicher. Feinmotorische Belastungen wie exzessives SMS-Tippen stärke entsprechende spezifische Krankheitsbilder. „Früher war eine Sehnenscheidenentzündung bei einem Zwanzigjährigen die absolute Ausnahme“, erinnert sich Zumhasch.

Das Bildungsangebot richtet sich vorrangig an Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Ärzte etwa aus dem Bereich der Schmerztherapie. Zumhasch: „Es beruht auf der Konzeption des ´zertifizierten Handtherapeuten´ im Rahmen eines anerkannten Bachelor-Studienganges für medizinalfachliche Berufe.“

An mehreren Fortbildungszentren absolvieren derzeit bundesweit mehr als 6000 Teilnehmer diese Ausbildung, zwei Drittel davon allein in Bad Münder. „Unsere Wahl fiel auf diesen Standort vor allem wegen der guten Erreichbarkeit über die Autobahn“, so Zumhasch.   Das Fortbildungszentrum der AFH an der Süntelstraße umfasst fast 1.000 qm Fläche mit drei modern eingerichteten Schulungsräumen, einem Bistrobereich und Trainingsräumen.
Im Obergeschoss befinden sich vier modern eingerichtete Doppelzimmer und zwei Einzelzimmer mit direktem Zugang zu den Seminarräumen, eine große Küche, ein Kaminzimmer, zwei Balkone, ein Wintergarten (mit Billard und Kicker) und ein großer Garten mit Teich, Terrasse und Grill.

Jeder Seminarplatz ist mit einem Flachbildschirm und einer Internetverbindung ausgestattet. „Von unseren Schulungsräumen aus können wir direkt via „live-streaming“ etwa an Präparationsübungen im Anatomischen Institut in Tübingen teilnehmen und über Moderatoren Fragen stellen“, erläutert Nettelstroth.

Seminarteilnehmerinnen wie Lena Marcy aus Bad Honnef oder die Ergotherapetin Laura Fiemann aus Hanau lernen an der Süntelstraße auch etwas über den Wandel in der Handtherapie, und dass Handerkrankungen oft ihre  Ursachen im gesamten Skelettapparat haben können.

Mit Hilfe steigender Vernetzung und vielen Kooperationen wolle das AFH-Team „einen wichtigen interdisziplinären Kreis schließen“, so Zumhasch. Vor allem angesichts des demografischen Wandels komme entsprechenden Aus- und Fortbildungen dabei eine immer wichtigere Rolle zu.

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