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Weder Traditionspflege noch Sozialromantik

Weder Traditionspflege noch Sozialromantik

Mittwoch, 01. Mai 2013

Der tragische Tod von Landrat Rüdiger Butte warf seine Schatten auch auf die Maikundgebung des DGB in Bad Münder. Kaum ein Gespräch am Rande, in dem die Ereignisse nicht Thema waren. Auch die Redner wie der Vorsitzende des DGB-Ortsverbandes Jürgen Tansinne würdigten Buttes Leben und Leistung. Soziale Gemeinschaft mache eine Gesellschaft aus, so Bürgermeister Hartmut Büttner in seinem Grußwort. Eine gelebte Solidarität, die jeden mitnehme, das sei auch der Grundgedanke Rüdiger Buttes gewesen.

Auch der Hauptredner der Kundgebung, der ehemalige DAG-Landesvorsitzende und langjährige Ver.di Landeschef Wolfgang Denia erinnerte an Rüdiger Butte, bevor er sich in einer kämpferischen Rede Themen wie Mindestlohn, prekären Beschäftigungsverhältnisse und der Lage der sozialen Gerechtigkeit in  Europa zuwandte.

Der Maifeiertag sei weder bloße Traditionspflege noch Sozialromantik, so Denia, sondern „Bilanzstichtag der Beschäftigten“. Von denen könnten derzeit acht Millionen trotz Vollzeitarbeit nicht ohne Aufstockung leben. Die müsse der Steuerzahler mit jährlich sieben Milliarden finanzieren. „Das ist staatlich subventioniertes Lohndumping“, so der Gewerkschafter.

Leiharbeit, teilweise bis zu 40 Prozent unter Tariflohn, sei ebenso skandalös wie Boni-Zahlungen an Manager. Denia: „Die kassieren das 400-bis 500-Fache eines normalen Beschäftigten. Das wirft ein bezeichnendes Licht auf das Menschenbild in unserer Wirtschaft.“

Jürgen Tansinne erinnerte an die bevorstehenden Warnstreiks. „Im Einzelhandel geht es für die Beschäftigten um alles.“ Niedriglöhne von heute seien die Altersarmut von morgen, so Tansinne. Der zeigte im Übrigen Unverständnis für den Applaus für Altkanzler Gerhard Schröder anlässlich  der Feier des zehnjährigen Bestehend der Agenda 2010 beim SPD-Parteitag. „Wofür Applaus?“, fragte Tansinne und listete die durch die „Schrödersche Basta-Politik“  eingetretenen Verschlechterungen auf.

In Frühschoppen-Atmosphäre lauschten die Münderaner den Klängen der von Lutz Biester geleiteten Folkband „Sixpack“, die neben klassischen Arbeiterliedern auch Protestsongs der 60 er spielte. IG BCE-Küchenchef Claus Kozielskis 500 Liter Erbensuppe fanden nicht nur bei Helga Meinecke großes Lob. Auch die Münderaner Genossen stellten ihr internes Hickhack zumindest an diesem Morgen einmal hintan und freuten sich über den Technikschüler Jan Eik Wegener, dem Ortsbürgermeister Thomas Konior das rote Parteibuch überreichte. „Zuschauen ist auf Dauer zu langweilig“, so der 30-Jährige, „mitmachen ist angesagt.“

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