Claudia Schreiber liest in Springer Schulen
Claudia Schreiber liest in Springer Schulen
Donnerstag, 20. Juni 2013
Im Stroh unter einem blühenden Baum streichelt Emma eines ihrer Schweine, küsst und herzt es. Dann schneidet sie ihm die Kehle durch. Szenenwechsel. Aus dem geöffneten Schweinebauch quillt das Gedärm. Mit bloßen Händen zieht Emma es heraus und lässt es in eine Wanne plumpsen.
Die Bilder gehen unter die Haut. Auch die sich sonst sehr „cool“ wähnenden Neuntklässler der Heinrich-Göbel-Realschule sind spürbar beeindruckt. Die Autorin Claudia Schreiber liest am frühen Morgen auf Initiative des Springer Kunst- und Kulturkreises im Forum der Schule wie tags zuvor im Otto-Hahn-Gymnasium vor dem versammelten neunten Jahrgang aus ihrem Erfolgsroman „Emmas Glück“, und zeigt Ausschnitte aus der 2006 entstandenen Verfilmung mit Jürgen Vogel und Jördis Treibel in den Hauptrollen.
Die gelernte Journalistin, die sieben Jahre in Moskau und Brüssel gelebt hat, findet sofort den richtigen Ton, zieht die Jugendlichen Zuhörer in die Geschichte hinein. Die lernen so ganz nebenbei, was Lesen vom Anschauen eines Filmes unterscheidet. „Im Buch muss ich viele Bilder mit Worten malen, im Film könnt ihr sehen, dass dort Schweigen viel ausdrucksvoller ist. Schaut mal, wie Jürgen Vogel nur mit dem Gesicht arbeitet, großartig, oder?“
„Ich bin Geschichtenerzählerin“, sagt Schreiber von sich. Am Anfang stehe immer die Einführung der Hauptperson, und ein Problem müsse da sein, um Spannung zu erzeugen. Hier Emma, die ihre Schweine fast schmerzlos schächtet, dort Max mit der Diagnose „unheilbarer Bauchspeicheldrüsenkrebs“. Beide kommen zusammen, leben, lieben und leiden bis zum sehr ergreifenden Ende.
„Das wollen wir auch seh´n“, fordern die Schüler. Schreiber lässt die von Bennet und Lukas betreute Technik den Film ans Ende fahren. Im Forum wird es still.
Zwei Unterrichtsstunden lang berichtete die in Köln arbeitende Autorin und Journalistin, die auf einem Bauernhof in Nordhessen aufgewachsen ist, darüber, wie ein Schwein geschlachtet wird, wie ein Buch in einen Film umgesetzt wird, wie man einen Produzenten richtig „pitcht“, also von der Idee für einen Film überzeugt, und was es im Film- und Spielgeschäft alles für aufregende Berufe gibt. „Wisst ihr, was ein Requisiteur macht?“ fragt Schreiber und erntet jede Menge Neugier und Aufmerksamkeit.
Sicher, der Film hat eine Aussage. Der todkranke Max etwa muss erkennen, dass er sein Leben nicht gelebt, nie geliebt hat, bis er Emma traf. Doch das bleibt an diesem Vormittag zweitrangig.
„Mach´ Dein Ding“, das ist auch die Botschaft von Schreibers neuem Roman „Süß wie Schattenmorellen“, aus dem sie am Abend beim Kunst- und Kulturkreis in der Springer Kunsthalle las. Das aber ist eine ganz andere Geschichte.