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„Kompaktes Glück“ an verborgenen Orten

„Kompaktes Glück“ an verborgenen Orten

Freitag, 05. Juli 2013

„Wo findet man in Hameln das Glück? Natürlich im Himmelreich“, stellt Marion Komarek fest und lacht. Das hinter den Häusern der Bäckerstraße verborgene, normalerweise nicht zugängliche Areal war früher ein Spielplatz. „Heute ist das gar nichts mehr“, bedauert  Komarek mit Blick auf den morbiden Charme des Ortes.

 

Bild: Ellen Maria Kienhorst im Innenhof des Kunstkreises Hameln

 

Dennoch macht hier an diesem Abend das Glück Station. Musikalisch zumindest, denn Hanno Steffen an Flöte und Saxophon und Andreas Regel an der E-Gitarre verleihen zusammen mit dem Schlagzeuger Boris Faehndrich und Tobias Carmine am Bass der Hamelner Hinterhof-Tristesse einen Hauch südamerikanischen Flairs. „Cocorvado“ von Stan Getz und Astrud Gilberto schwebt ebenso durch den samtigen Sommerabend wie Ellingtons „Satin Doll“. „Musik an sich macht glücklich, und die ganz besonders“, meint Hanno Steffen. Ein Blick in die Gesichter der rund 80 Glückssuchenden gibt ihm recht.

„Kompaktes Glück“, so heißen die jeweils drei Veranstaltungen, die an drei Abenden diesem flüchtigen Gefühl nachspüren. „Wenn Sie so wollen ein ´In den Höfen light´“, sagt Elisabeth Guske von der Stadt. Die drei Abende sind Teil des zu mehr als der Hälfte durch Landesmitteln finanzierten Projektes „Wie kommt das Glück ins Hufeisen?“ Elisabeth Guske: „Die Idee hatten wir vor zwei Jahren. Ausgehend von den vielen Glücks-Ratgebern wollten wir das Thema einmal umfassend und aus vielen verschiedenen Blickwinkeln vorstellen.“

Neben den  Zuhörern bei den Bossa Nova-Klängen im „Himmelreich“ machte sich auch Superintendent Philipp Meyer auf die Suche nach dem Glück. Im kleinen Hof des „FIZ“ ging der Kirchenmann das Thema etymologisch an, machte das mittelalterliche „gelücke“, das „gute Gelingen“, zum Ausgangspunkt seiner Betrachtungen über „Glück und Religion“. Zwar garantiere Gottgefälligkeit kein Glück, doch sei für nachhaltig gelingendes Leben eine Instanz außerhalb von uns selbst sicher notwendig. In der Formel „Gemeinschaft, Gebet, Gesang“ zog Meyer die Summe seiner Überlegungen: Glück verlange den anderen, die Hinwendung zu Gott und die Einübung kreativer Formen.

Eben die beherrschte wohl kaum eine Geschichten- und Märchenerzählerin so gut wie die 1878 in Hameln geborene Elsa Sophia von Kamphoevener. Im Innenhof des Kunstkreises am Bürgerpark setzte die Hannoveranerin Ellen Maria Kienhorst die berühmte Hamelnerin nicht minder ausdrucksstark und mit blumenreicher Sprache in Szene. Mit gefühlvollen Celloklängen versetzte Kienhorst ihre Zuhörer dabei in die richtige Stimmung, um Elsa Sophias Orienterlebnisse, die Wurzeln ihrer orientalischen Märchen- und Erzählkunst, aufzunehmen.

Im ältesten persischen Märchen vom „Zedernbaum“ dann erwies sich Kienhorst nicht nur als brillante Interpretin der Märchentexte, sondern selbst als faszinierende Erzählerin. „Das füllt bei mir eine buchhändlerische Lücke“, gestand Cornelie von Wedemeyer, und auch der Kunstkreis-Vorsitzende Klaus Arnold  konnte sich dem Zauber der Märchen der Elsa Sophia von Kamphoevener nicht entziehen. Es schien, als habe so mancher das Glück suchende Hamelner es bereits am ersten Abend gefunden.

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