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Paradiesisch! Orgelmusik und Gartenfreuden im Stift Fischbeck

Paradiesisch! Orgelmusik und Gartenfreuden im Stift Fischbeck

Dienstag, 09. Juli 2013

Sie sind zwar selten, aber gibt es Momente, da wähnt man sich im Paradies. Oder zumindest dicht davor. Ein lauer, farbenprächtiger Sommerabend, ein Paradiesgärtlein, nette Gesellschaft bei Wein und etwas Käse im Kreuzgang des 1000-jährigen Stifts zu Fischbeck. Taucht der  Besucher dann ein in die Kühle des Kirchenschiffs und erlebt die Werke der Großmeister des  hanseatischen Orgelbarocks und des genialen Johann Sebastian, dann scheint das Glück fast vollkommen.

 

Bild: Der Organist Prof. Wolfgang Zerer und Stiftsdame Ursula Schroeder

Die Harmonie von Raum,  Instrument und Stimmung fand auch das Lob des aus Passau stammenden und in Hamburg lehrenden Prof. Wolfgang Zerer. Der Organist – zum ersten Mal Gast in Fischbeck –  reiht sich damit ein in die Schar der Bewunderer dieses 2007 von der Altwarmbüchener Firma Hillebrandt restaurierten und speziell auf barocke Klänge abgestimmten Instruments.

Passgenau auch die von Zerer zusammengestellten Werke. Zum Auftakt die Herzen und Seelen erhebende Toccata in d“ von Dietrich Buxtehude, der eine emotional sehr berührende, vielschichtige „Phantasie über den Choral ´An Wasserflüssen Babylon´“ von Johann Adam Reincken folgte. Zerer: „Ein ausgesprochen reich ausgestaltetes Werk, koloriert mit Echo und allem, was die Hillebrand-Berner-Orgel zu bieten hat.“  Schon der 14-jährige Bach habe voll Bewunderung auf dieses auf Chorälen basierende Stück geschaut. Johann Adam Reincken wirkte in Hamburg zur Blütezeit des hanseatischen Orgelbarocks um 1700 und bewarb sich – so Zerer in seiner informativen Einführung – mit diesem Stück vermutlich um die Nachfolge des in der Pestepidemie von 1663 umgekommenen Heinrich Scheidemann. Dessen „Magnificat VL toni“ erklang an diesem Abend gleichfalls in der Fischbecker Stiftskirche. Eher kammermusikalisch präsentierte sich der große Bach mit der „Triosonate in d-Moll“.

Den grandiosen Schlussstein des Konzertabends setzte gleichfalls der Genius Bach mit der prachtvollen vierstimmigen „Fuga sopra il Magnificat (Meine Seele erhebet den Herren)“, nach deren vom mächtigen ´cantus firmus´ im Pedal getragenen, das Kirchenschiff erzittern lassenden Finale Augenblicke einer beinahe hörbaren Stille eintraten, ehe das – leider nicht im Übermaß  erschienene – Publikum ergriffen und dankbar applaudierte. Manchmal verschlägt es einem angesichts der Nähe zum Paradies eben die Sprache.

Im zweiten Konzert der Reihe gastiert am 22. Juli der Würzburger Prof. Christoph Bossert in der Stiftskirche. Dann erklingen Johann Sebastian Bachs Orgelchoräle aus der Neumeister-Sammlung.

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