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Sommerkino im „Haus im Park“

Sommerkino im „Haus im Park“

Sonntag, 21. Juli 2013

Angefangen habe alles vor vielen Jahren mit einem knatternden 16-Millimeter-Projektor und einer windzerzausten Leinwand zwischen den Büschen hinterm Haupthaus des Hermannshofes, erinnert sich dessen künstlerischer Leiter Eckhart Liss. „´Kino unterm Apfelbaum´ hieß das damals und war eine richtig urige Sache.“ Mittlerweile heißen die sommerlichen Filmtage etwas weniger prosaisch „Sommerkino Hermannshof“, die Leinwand steht windgeschützt im halboffenen „Haus im Park“, der Charme der Veranstaltung aber ist geblieben.

An vier aufeinander folgenden Abenden zieht es nicht nur eingefleischte Cineasten hinauf zum Hermannshof, um bei einem Gläschen Roten oder Weißen Perlen der Filmkunst zu erleben. „Vor zwei Jahren hatten wir eine italienische Reihe, in diesem Jahr haben wir aufgrund 50 Jahre Élyséevertrag Frankreich in den Mittelpunkt gerückt“, erklärt der ehemalige Kulturamtsleiter der Region Hannover, Rainer Vasel. „Das ist für viele ein Wiedersehen mit beliebten und bekannten Filmen, die für die einen Klassiker sind, mit denen sie groß geworden sind; für andere, jüngere, aber sind das vielleicht sogar Neuentdeckungen.“

Auch Diemut Kostrewa und Ronald Bonin lassen sie diesen Hauch französischer Filmkultur am Deister nicht entgehen. Beide haben sich   stilecht herausgeputzt, um im lauen Sommerlüftchen im Park des Hermannshofes ein paar Stunden große Filmkultur zu erleben. „Na klar, französische Filme“, sagt Bonin. „Bin doch selber ein Franzose.“ Die Klassiker des französischen Film hätten ihn schon immer interessiert. „Aber Diemut hier hat mich erst wieder auf den Geschmack gebracht. Französische Filme? Nur mit ihr“, schwärmt er, ehe sich das Pärchen Francois Truffauts 1961 entstandener Dreiecksbeziehung um „Jules et Jim“ hingibt.

Weniger zart besaitet dagegen der Auftakt am Donnerstagabend mit einem Klassiker der Schwarzen Serie und wohl besten Film mit Alain Delon in „Der eiskalte Engel“ von 1967.

Louis Malles beklemmender „Fahrstuhl zum Schafott“ und Claude Chabrols Blick hinter die bröckelige Fassade bürgerlicher Wohlanständigkeit in der französischen Provinz in seinem Meisterwerk „Der Schlachter“ komplettierten das Quartett mit herausragenden Streifen französischer Filmkunst. „Natur, Sommer, Kino, Wein, nette Gesellschaft das ist doch perfekt, oder?“ so eine Besucherin. „Wozu nach Cannes reisen? Mein Cannes liegt in Völksen.“

Eckharts Schwarze Serie

Wahre Filmkenner wissen: die Schwarze Serie, das war jenes realistische Nachkriegskino, mit Meisterwerken wie Howards Hawks Chandler-Verfilmung „Tote schlafen fest“, etlichen Humphrey-Bogart-Klassikern oder Orson Welles genialem „Im Zeichen des Bösen“. In Frankreich trägt diese Epoche der Filmgeschichte die Bezeichnung „film noir“.

Dazu gehört auch Jean-Pierre Melvilles „Der eiskalte Engel“ von 1967 mit dem blutjungen Alain Delon in der Hauptrolle.

„Geht´s nicht heller?“, so die Frage aus dem Publikum bei Hermannshofer Sommerkino. „Ist doch Schwarze Serie, nehme mal an, das muss so sein“, rang Sommerkino-Veranstalter Eckhart Liss um eine künstlerische Begründung des offensichtlich zumindest optisch völlig undurchsichtigen Leinwandspiels.

Na, wenn´s Kunst ist! Das Kinopublikum fügte sich. Schien ja irgendwie auch schlüssig. Ein „film noir“ muss dann wohl dunkler als gewöhnlich sein.

In Film und Realität kam die Auflösung erst ganz am Ende. Auf der Leinwand dramatisch und tödlich, in der Realität als Lacher. Mit einem Handgriff am Hell-Dunkel-Regler des Beamers nämlich erhellte sich „Eckharts Schwarze Serie“.

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