„Sex sells“ mit Hubert Burghardt
„Sex sells“ mit Hubert Burghardt
Dienstag, 24. September 2013
„Sex sells? Das ist ein Etikettenschwindel, der weiter verbreitet ist, als einem lieb sein kann“, stellte der Dortmunder Kabarettist Hubert Burghardt einleitend fest. „Sex in der Krise“ heißt sein Programm. „Warum sind sie gekommen? Wegen des Sex? Der Krise? Oder der Kombination von beidem?“
Gut 40 Besucher waren der Einladung des Wilhelm-Gefeller-Kulturvereins gefolgt und erlebten im großen Saal des IG BCE-Schulungszentrums am Deisterhang höchst amüsiert Ausschnitte aus Burgardts 90-minütiges Soloprogramm. Was sie zu hören bekamen, war allerbestes Politkabarett. Burghardt, bekannt aus Satiresendungen wie „Ottis Schlachthof“, schreibt neben seinen Soloprogrammen auch für namhafte Ensembles, und bot sowohl mit seinen Songs wie mit seinen Wortbeiträgen ein ebenso anspruchsvoll-unterhaltsames wie provokantes Programm.
„Weltweit wird in der Sexindustrie mehr ausgegeben als für die globale Rüstung“, stellte er fest, und attackierte die restlose „Sexualisierung der Gesellschaft“ und deren Auswüchse. „Dildos zum Einführungspreis“ und „RTL 2-Unternehmensberatung für notleidende Bordelle“ gerieten dabei ebenso ins Visier des scharfzüngigen Satirikers wie steuerlich absetzbare, mithin von der Allgemeinheit finanzierte „Masturbationsvorlagen für Führungskräfte in Form von Pay TV-Angeboten in Hotels.“
Die Zuhörer mussten sich schon intensiv konzentrieren, um Burghardts überraschenden Nachweis, dass „Geld nur eine Illusion“ sei, nachvollziehen zu können, doch ein ums andere Mal verblüffte der mit ungewöhnlichen, durch Beispiele belegte Theorien. Ob nun die Doppelzüngigkeit eines vermeintlich gerechten „Islamic Banking“, der Kritik an allgegenwärtigen Spezialisten, verbalen Attacken gegen das Urheberrecht im digitalen Zeitalter („Oft kopiert und nie erreicht!“) oder Einsichten von nahezu philosophischen Dimensionen („Wer immer nur nach vorne schaut, ist rücksichtslos!“), Burghardts Ein-Mann-Show erwies sich als überaus intelligentes Wortgeklüngel.
Bedauerlich nur, dass die Zahl der Münderaner Gäste äußerst überschaubar blieb. Das hauptsächlich aus Seminarteilnehmern aus ganz Deutschland bestehende Publikum jedenfalls kam in den Genuss einen Kabarettabends wie er sonst wohl nur in den Metropolen zu erleben ist.